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Das beste Leben überhaupt

Ich habe im Oktober 2012 angefangen, die Pille zu nehmen. Damals war ich sechzehn. Wie so viele andere Mädchen, wollte ich sie hauptsächlich nehmen, weil ich gehört hatte, dass man davon bessere Haut bekommt und die Brüste größer werden. Wenn ich heute daran denke, wie locker ich dieses Thema genommen habe, könnte ich mich selbst ohrfeigen. Ich war sehr naiv.

Mein Selbstwertgefühl besserte sich anfangs, denn durch die Pille habe ich tatsächlich zwei Körbchengrößen zugelegt! Das hat mich damals natürlich irre gefreut, nun war ich endlich nicht mehr das Flachland und auch mein Hautbild hatte sich rapide gebessert. Ich war zufrieden mit mir und der Welt.

Im Februar 2013 lernte ich dann meine große Liebe kennen und hatte mit ihm mein erstes Mal. In dem Monat war alles noch wunderbar, ich war verliebt und alles war super. Dann begann mein langer Leidensweg.

Es ist natürlich schön, wenn die Haut besser wird und die Brüste größer. Es ist auch schön, wenn man nicht so viel über eine ungewollte Schwangerschaft nachdenken muss. Das waren aber auch schon die Vorteile der Pille. Die Nachteile dagegen schienen endlos.

Es fing alles mit Kopfschmerzen an. Am Anfang einmal die Woche, Mitte März dann beinahe jeden Tag. Diagnose: Migräne. Wie hätte ich ahnen sollen, dass das von der Pille kommt? Daran habe ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht gedacht. Weiter ging es dann mit starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Anfangs ging es noch ab und zu, doch irgendwann wollte ich nicht mehr, da Sex einfach nur höllisch wehtat. Die Lust ließ entsprechend nach. Ich wollte es gar nicht mehr probieren, weil die Angst vor den Schmerzen zu groß war.

Die Migräne, der Libidoverlust und die Schmerzen beim Verkehr waren allerdings nicht die einzigen Probleme, die ich durch die Pille bekam. Ich hatte sehr häufig mit Scheidenpilz zu kämpfen, meine Anfälligkeit war unglaublich: Ein Tag draußen in der Sonne, ein bisschen Schwitzen und schwups, da war das lästige Problem wieder da. Ich wurde außerdem sehr launisch und ging schnell an die Decke. Meine Periode ist durch die Pille übrigens nicht schwächer geworden und auch die Regelschmerzen gingen davon nicht weg, wie so viele Ärzte gern behaupten. Im Gegenteil. Die Schmerzen waren mit Pille sogar schlimmer.

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Libidoverlust, Scheidenpilz, Migräne; mir ging es letztendlich nur noch schlecht. Von morgens bis abends. Jeden Tag. Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich die Pille als Verhütungsmittel infrage stellte. Als ich dann endlich kapiert hatte, dass meine Probleme von diesem Teufelszeug kommen, gab es für mich nur noch eine Konsequenz: absetzen!

Ich erzählte meinem Freund von meinem Entschluss. Er stimmte nicht sofort zu, denn er hatte Bedenken, dass es nur mit Kondom zu unsicher sei. Ich hatte diese Bedenken auch, darum fing ich an, mich über Alternativen zu informieren. Ich ließ mich zu NuvaRing und Spirale beraten und schaute mir viele, viele hormonelle Verhütungsmittel an. Aber im Prinzip wollte ich weg von den Hormonen.

Dann stieß ich auf die symptothermale Methode. Mein Freund war nicht so begeistert, als ich ihm davon erzählte, doch meine beste Freundin bestärkte mich. Sie meinte, es sei das Beste, die Pille abzusetzen – egal welche Methode ich stattdessen verwende. Also setzte ich sie ab, immerhin ist es letztendlich mein Körper und meine Entscheidung, was ich ihm zumute und was nicht.

Die Hautprobleme kamen nach dem Absetzen zurück und meine Brüste schrumpften. Ich hatte Wassereinlagerungen durch die Pille, weshalb mir sozusagen meine Körbchengröße nur vorgetäuscht wurde. Es dauerte einige Wochen, bis mein Körper wieder ins Gleichgewicht kam. Meine Periode ließ außerdem fast zwei Monate auf sich warten. Da fällt einem erstmal auf, wie sehr die Pille in den natürlichen Hormonhaushalt eingreift!

Nachdem sich alles eingependelt hatte, ging es mir besser. Ich bekam mein Leben zurück! Die Migräne verschwand nach und nach, ich hatte wieder Lust auf Sex und wollte es zum ersten Mal ohne Pille probieren. Mein Freund vertraute der ganzen NFP-Sache zwar immer noch nicht so richtig, ließ sich aber trotz seiner Bedenken darauf ein. Es fühlte sich an, als wäre ich ein neuer Mensch! Endlich konnte ich den Geschlechtsverkehr ohne Schmerzen genießen. Seitdem ich die Pille abgesetzt habe, hatte ich kein einziges Mal mehr Scheidenpilz, nicht mal nach dem Hallenbad! Und da konnte ich damals nicht reingehen, ohne mir einen zu holen.

Mein Leben ohne Hormone ist das beste Leben überhaupt. Könnte ich mit meinem damaligen Ich sprechen, würde ich ihm sagen: Tu es nicht!!! Endlich kann ich meinen Körper annehmen, wie er ist und muss nicht ständig darüber nachdenken, wie toll es jetzt wäre, jemand anderes zu sein. Mein Freund hat mittlerweile auch keine Bedenken mehr. Die Verhütung mit NFP und Kondom ist sicher und frei von jeglichen Hormonen! Was könnte also besser sein? Für mich gibt es keine bessere Methode und ich werde nie wieder zu irgendwelchen Hormonen greifen. Klar gibt es immer wieder Leute, die mich komisch anschauen, wenn ich ihnen erzähle, wie ich verhüte und auch mein Freund hielt das am Anfang für völligen Quatsch, aber wenn man sich mal richtig mit dem Thema auseinandersetzt, sieht man, dass es eben kein Quatsch ist.

Wenn mich heute also jemand fragt, warum ich so verhüte und nicht anders, erzähle ich ihm gerne meine Geschichte und wenn diese Person mich dann immer noch nicht versteht, dann hat sie wohl nicht verstanden, worum es mir geht. Mittlerweile lebe ich seit beinahe 1 ½ Jahren pillenfrei und möchte das auch für immer bleiben.