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Die schwarze Liste

Ich habe meine erste Blutung mit elf Jahren bekommen. Da sie im ersten Jahr sehr, sehr stark und extrem unregelmäßig war, wurde mir von meiner Gynäkologin ein Hormonpräparat verschrieben. Es führte dazu, dass ich fast gar keine Blutung mehr hatte, aber stattdessen unter extremen Schmerzen litt. Ich habe die Medikamente bald weggeworfen.

Im Alter von zwölf Jahren bekam ich die erste Pille verschrieben, mit der sich dann ein regelmäßiger Zyklus einstellte. Meine Blutung dauerte etwa eine Woche und die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Diese Pille nahm ich, bis ich vierzehn oder fünfzehn war, setzte sie dann mangels Freund ab, fing ein Jahr später mit einer neuen Pille an, die ich aber nicht vertrug. Mir war regelmäßig vormittags schlecht. Zwei oder drei andere Pillen brachten keine Besserung. Die Übelkeit wurde auf die orale Einnahme der Pille zurückgeführt, darum stieg ich auf den NuvaRing um, der für mich als Schülerin sehr teuer war. Ich hatte den Eindruck, dass ich ihn gut vertrug.

Im Lauf der Zeit kamen weitere Beschwerden hinzu, bei denen weder ich selbst, noch einer der vielen Ärzte, jemals einen Zusammenhang mit der hormonellen Verhütung vermutete. Im Alter von ungefähr zwanzig Jahren hatte ich zum Beispiel eine diagnostizierte Fibromyalgie, eine Krankheit, die mit chronischen Schmerzen einhergeht und deren Ursachen nicht geklärt sind. Sie bescherte mir regelmäßig starke Krampfattacken in verschiedenen Muskeln; andauernde Müdigkeit war schon lange ein Problem und obendrein quälten mich ständige Bauchschmerzen. Ich hatte außerdem mit zu viel Gewicht zu kämpfen und schaffte es nicht, mit Diäten oder Sport abzunehmen. Die ständigen Heißhungerattacken bekam ich einfach nicht in den Griff. Beim Sex hatte ich regelmäßig Schmerzen, war immer eher zu trocken und meistens fehlte mir ohnehin die Lust.

Nach meinem Bachelorstudium zog ich um. Ich war schon längere Zeit Single und überlegte mir, dass ich mal wieder eine Weile natürlicher leben wollte. Obendrein musste ich ein bisschen Geld sparen und setzte den NuvaRing aus diesen Gründen einfach ab. Nach nur drei Monaten hatte sich mein Körper stark verändert, meine eigenen Brüste kamen mir fremd vor, was ich als sehr unangenehm empfand. Während der Periode bekam ich starke Bauchschmerzen, die sich anders anfühlten als die Regelschmerzen, die ich bisher kannte. Auch die Schmerzen beim Sex waren noch stärker geworden. Meine Frauenärztin äußerte den Verdacht auf Endometriose, eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut. Daraufhin setzte ich den Verhütungsring wieder ein, unternahm aber weiter nichts.

Nach weiteren zwei Jahren mit den Beschwerden entschied ich mich, dem Endometrioseverdacht nun doch nachzugehen und ließ Ultraschall, MRT und eine Bauchspiegelung mit Probenentnahme über mich ergehen. Bei der Behandlung der Endometriose soll die Regelblutung unterdrückt werden. Also musste ich den NuvaRing durchgängig verwenden. Da meine Periode aber trotz NuvaRing eintrat, wurde mir stattdessen eine Pille verschrieben. Nachdem auch die nicht das gewünschte Ergebnis erzielte, bekam ich die nächste und danach wieder eine andere; mal mit, mal ohne Östrogen. Im Endeffekt hat keine funktioniert, ich habe trotzdem immer wieder geblutet.

Ich habe in dieser Zeit festgestellt, wie sehr sich mein Körper durch die Hormone verändert; vom Geruch über das Gewicht bis hin zum Aussehen und der Form. Nachdem ich zwei Jahre lang durchgängig Hormone genommen hatte, hatte ich einfach keine Lust mehr. Es stellte sich heraus, dass ich keine Endometriose hatte und daraufhin setzte ich die Pille sofort ab. Ich wollte herausfinden, wie ich mich wirklich anfühle, wie ich rieche und so weiter. Das war im Juli 2015, also vor fast einem Jahr.

Seitdem habe ich zehn Kilo abgenommen, ohne wirklich viel dafür zu tun. Mein Heißhunger ist einfach komplett verschwunden und mein Appetit sehr gemäßigt. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein Körpergefühl, mit dem ich mich wohlfühle! Regelschmerzen habe ich immer noch, doch sie halten nie lange an und ich habe mich daran gewöhnt. Meine depressiven Phasen sind nicht mehr so schlimm und einige andere Wehwehchen stelle ich kaum noch fest. Mit der Fibromyalgie habe ich so gut wie gar keine Probleme mehr; ich fühle mich weniger aufgebläht und leide auch nicht mehr unter dauernden Bauchschmerzen. Ich habe mehr Lust auf Sex. Sex macht mir mehr Spaß, ich werde feuchter und nur selten tut mir dabei etwas weh.

Erst im Nachhinein habe ich gelernt, wie gefährlich die Inhaltsstoffe der Pillen der dritten und vierten Generation tatsächlich sind, unter anderem durch die Klage gegen den Pharmakonzern Bayer im letzten Jahr: Eine 31-Jährige bekam nach Einnahme der Pille Yasminelle eine lebensgefährliche Thrombose und ging vor Gericht. Ich habe daraufhin recherchiert und festgestellt, dass fast alle Verhütungsmittel, die ich in den letzten fünfzehn Jahren zu mir genommen hatte, auf der schwarzen Liste der gefährlichen hormonellen Verhütungsmittel stehen. Ich bin leider schon lange Raucherin und sehr froh, dass mir nichts Schlimmeres passiert ist, da diese neuen Pillen ein vielfach höheres Thromboserisiko bergen als ihre Vorgänger. Als Verbraucherin wird man auf so etwas nicht hingewiesen. Ich bin sehr enttäuscht, dass ich von mehreren Frauenärztinnen nicht ausreichend aufgeklärt und informiert wurde, scheinbar wussten sie selbst nicht über die Unterschiede zwischen den Pillen Bescheid – sie verschrieben sie einfach.

Mittlerweile habe ich viel über natürliche und pflanzliche Mittel gelernt, die bei verschiedenen Problemen helfen können. Ich habe mit myNFP begonnen und mehr über meinen Körper erfahren, als jemals zuvor. Die hormonellen Verhütungsmittel abzusetzen und nicht mehr in die Natur einzugreifen, war die beste Entscheidung. Ich fühle mich seitdem, als dürfte ich endlich einen gesünderen und schöneren Körper haben und mich rundum besser fühlen!