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Ein regulierendes Medikament

Als ich neunzehn Jahre alt war, sagte meine Frauenärztin bei einer der Untersuchungen, dass es nicht normal sei, dass ich immer noch unregelmäßige Zyklen habe. Die Zykluslänge schwankte zwischen 26 und 35 Tagen. Es gäbe jedoch eine gute Lösung für das Problem: Die Pille würde meinen Zyklus regulieren und hätte einen angenehmen Nebeneffekt: Sie würde meine unreine Haut verbessern.

Ich hatte großes Vertrauen in ihre Kompetenzen und hatte beim Kauf der ersten Pillenpackungen ein gutes Gefühl. Die Pille brauchte ich nicht für die Verhütung, mein erstes Mal hatte ich erst mit 21. Der Gedanke an die schöne Haut war das, was mich am meisten gelockt hat. Schön war es auch, sich eine Rechtfertigung vor meiner Mutter zu ersparen. Die Pilleneinnahme war ja als regulierendes Medikament vom Arzt verschrieben. Und gewirkt hat es auch! Ab diesem Zeitpunkt hatte mein Gesicht endlich fast keine Pickel mehr, ich war begeistert! Außerdem wusste ich ganz genau, wann ich meine Regel bekomme und viele Aktivitäten in meiner Freizeit ließen sich entsprechend besser planen. Wie lange ich sie einnehmen soll, wurde mir nicht gesagt und bei all den Vorteilen fragte ich auch nicht weiter nach.

Ich habe lange nicht vermutet, dass sie überhaupt irgendwelche Nachteile hat. Meinem Freund fiel irgendwann auf, dass ich oftmals kaum erträgliche Kopfschmerzen während meiner Regel bekam. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich die Pille bereits seit viereinhalb Jahren. Diese Kopfschmerzen kannte ich bereits von früher. Wirklich stark waren sie nur ab und zu, ich kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dass es etwas mit meinem Hormonhaushalt zu tun hat. Denn dieser ist ja schließlich reguliert worden!

Als die Schmerzen regelmäßiger kamen, wandte ich mich wieder an eine Frauenärztin, mittlerweile eine andere als zu Anfang. Sie empfahl mir, die Pille durchweg, ohne Pause, einzunehmen. Sie erklärte mir, dass ich dadurch zwar keine Regel mehr haben würde, aber das sei nicht weiter schlimm, mein Zyklus sei sowieso nicht mehr natürlich. Wie bitte? Nicht natürlich?! Sie meinte auch, dass es viele Frauen gäbe, die ähnliche Probleme haben. Die erste Alarmglocke ging in meinem Kopf an. Und wieder aus.

Ohne Regel fühlte es sich erstmal komisch an, aber auch daran gewöhnte ich mich. Mit den Kopfschmerzen wurde es viel besser, obwohl sie nicht ganz verschwanden.

Aus mir und meinem Partner unklaren Gründen waren wir irgendwann an einem Punkt angekommen, an dem wir seit einem halben Jahr keinen Sex mehr gehabt hatten. Meine Kopfschmerzen brachten mich gelegentlich bis ins Krankenhaus, weil die einfachen Schmerzmittel aus der Apotheke nicht halfen oder ich unterwegs eine Migräne bekam. Ich hatte das Gefühl, dass die Pille nicht nur ungesund ist, sondern in meinem Fall einfach nur überflüssig.

Ich googelte einfach nach hormonfreien Alternativen und bin auf myNFP gestoßen. Mehrere Stunden lang las ich den Wissensteil und anschließend im Forum. Mir war endlich klar, was in meinem Körper geschieht. Meine Freude war so groß, dass ich sofort damit anfangen wollte. Erstaunlicherweise fand ich keinerlei Verständnis bei meinem Freund. Er fand die symptothermale Methode nicht sicher genug. Auf Kondome hatte er auch keine Lust. Das ärgerte mich und ich war recht traurig darüber, wagte es aber trotzdem, die Pille sofort abzusetzen.

Danach hat mein Körper über ein Jahr gebraucht, um sich zu erholen und wieder in Gang zu kommen. Wellenweise waren Veränderungen zu spüren: Zuerst ist auf einmal meine Haut im Gesicht, an den Schultern und am Rücken ganz schlimm geworden. So schlimm, wie sie noch nie war. Die Pickel an den Schultern haben auch sehr unschöne Narben hinterlassen, die ich zum Glück durch zahlreiche Mikropeelings und Zeit wieder losgeworden bin. Als nächstes habe ich furchtbaren Haarausfall bekommen. Ich habe mehrere Ärzte aufgesucht, um dieses Problem behandeln zu lassen. Leider blieb die Ursache ungeklärt, aber zum Glück ist es nach etwa einem halben Jahr wieder besser geworden. Das war die Phase, in der ich drei Monate lang meine Regel nicht bekommen hatte. Besonders frustrierend: Mein Frauenarzt empfahl mir, zur Regulation wieder drei Monate lang die Pille einzunehmen. Ich habe den Arzt sofort wieder gewechselt. Von zwei weiteren Ärzten musste ich mir anhören, dass sie Kinder nicht wegmachen wollen und »Wenn ein Kind für Sie keine Katastrophe ist, wäre ich bereit, Sie zu betreuen.« Eine Ärztin erklärte mir sogar, wie die Kalendermethode funktioniert. Warum macht sie das?!

Mit solchen inkompetenten Reaktionen konfrontiert zu werden, war für mich das Schwierigste an NFP. Am meisten haben mir dabei die myNFP-Nutzerinnen im Forum geholfen, sie haben mich sehr motiviert. Neben der großen Geduld, die man für die körperlichen Umstellungen aufbringen muss, braucht man auch viel Mut.

Nachdem sich alles wieder beruhigt und auf einen eigenen Rhythmus eingestellt hatte, war ich sehr erleichtert. Durch NFP habe ich eine ganze Menge über meinen Körper gelernt und kann stolz sagen: Ich bin gesund! Ich habe nur noch ganz selten starke Kopfschmerzen, meine Libido ist gestiegen im Vergleich zu der Pillenzeit, ich bin nicht mehr so trocken wie damals und kann die Symptome des Eisprungs erkennen und jedes Mal beobachten. Das macht viel Spaß und ich fühle mich so weiblich! Nur die oben erwähnte Beziehung gibt es nicht mehr. Wir haben uns aus mehreren Gründen getrennt.

Rückblickend würde ich sagen, dass mit NFP in meinem Leben ein neues Kapitel angefangen hat. Ich verwende die symptothermale Methode seit drei Jahren. In der Zeit habe ich zunächst erfolgreich verhütet und als der Kinderwunsch erwachte, wurde ich schnell schwanger. Auch nach der Geburt komme ich mit NFP sehr gut zurecht und würde es jedem empfehlen.

Beim letzten Besuch meiner Schwester habe ich erfahren, dass sie regelmäßig starke Migräne hat. Sie wird demnächst auch die Pille absetzen und mit NFP anfangen. Ich wünsche ihr wie jeder Frau, die es ausprobieren möchte, viel Mut und viel Geduld! Das wird belohnt!!!

Ich bedauere es sehr, dass NFP noch nicht so stark verbreitet ist und hoffe, dass sich das in näherer Zukunft ändert.