Eine Woche ohne Blutung
Meine Pillengeschichte ist eine laaange Geschichte – eine Geschichte von zahlreichen Arztbesuchen, vielen verzweifelten Jahren und einem reinen Zufall. Aber ich fange mal von vorne an...
Ich habe relativ spät angefangen, die Pille zu nehmen. Mit vierzehn Jahren hatte ich extreme Regelschmerzen, meine damalige Frauenärztin wollte mir aber noch keine Pille verschreiben, weil man Regelschmerzen ja auch anders in den Griff bekommen kann. Dafür bin ich ihr rückblickend echt dankbar. Als ich achtzehn war und meine Mutter merkte, dass sich bei mir die erste Beziehung ankündigte, riet sie mir: »Annika, du solltest dir wirklich mal überlegen, die Pille zu nehmen.« Ich war ein bisschen naiv und meinte nur: »Ach quatsch, Mama, das brauch ich nicht, der ist doch noch gar nicht richtig mein Freund.« Sie ließ aber nicht locker und sagte, dass sie mir schon einen Termin beim Frauenarzt um die Ecke gemacht hatte. Das passte zeitlich ganz gut, denn ein paar Tage nach dem Termin setzte meine Regel ein und ich konnte gleich anfangen, die verschriebene Pille zu nehmen.
Am Anfang ging es mir wirklich sehr gut mit der Pille. Meine lästigen Pickel verschwanden fast alle, aus der Beziehung mit dem Auslöser-Freund wurde nichts, aber dann kam ein Neuer und mit ihm mein erstes Mal. Da war es natürlich schon praktisch zu wissen, dass man sicher ist und nicht ungewollt schwanger werden kann. Nach circa drei Jahren fingen dann die Probleme an: Ich bekam dauernd Schmierblutungen, mitten im Zyklus. Es war so schlimm, dass ich eigentlich nur eine Woche ohne Blutung hatte, der Rest bestand aus Schmierblutungen und Abbruchblutung. Der Arzt tauschte die Pille einmal, zweimal, dreimal; aber nichts veränderte sich, außer meiner Haut, die wurde eher schlimmer als besser. Also wechselte ich den Arzt – einmal, zweimal, dreimal. Für jeden Arzt bestand die Lösung darin, eine andere Pille zu verschreiben und ich machte natürlich mit, immer in dem Glauben, dass die Ärzte ja wissen was sie tun.
In der Zwischenzeit war ich für neue Ärzte gut gewappnet und super vorbereitet. Ich hatte Tabellen erstellt, wie sich die Zwischenblutungen entwickelten und wie sich der zeitliche Verlauf gestaltete. Echte Hoffnung setzte ich in das Hormonzentrum, dort wurde mir immer wieder Blut abgenommen und mein Hormonspiegel gemessen, aber auch die Ärzte dort hatten keinen Lösungsansatz für meine Zwischenblutungen parat. Klar hat der ein oder andere Frauenarzt mal vorgeschlagen, einfach keine Pille mehr zu nehmen, das war aber für mich nie eine Alternative. Es war mir einfach zu unsicher, mich nur auf ein Kondom zu verlassen und von anderen Alternativen redete nicht ein einziger Arzt.
Ich war wirklich verzweifelt; die Blutungen belasteten meine Beziehung und mein Sexleben. Mein damaliger Freund sagte zwar immer, dass es ihn nicht störe, aber das kaufte ich ihm nicht ab. Mal ehrlich: Es ist wirklich nicht schön, beim Sex immer ein Handtuch unterzulegen und sich die ganze Zeit Gedanken zu machen, ob die Laken schon wieder versaut sind. Ich war nie frei im Kopf, ich hatte ein riesiges Problem damit! Nach fünf Jahren war ich kurz davor, einfach mit der Pille aufzuhören, doch irgendetwas in mir hinderte mich. Ich dachte, dass man dann nicht mehr so frei sein würde; ein Kondom ist nicht immer zur Hand, kein Sex in der Dusche mehr... Mein Freund war von der Aussicht auch nicht so begeistert, also nahm ich die Pille weiter und dachte, dass ich mich einfach damit abfinden müsse.
Im Sommer des nächsten Jahres saß ich mit einer Freundin beim Mittagessen und sie erzählte mir, dass sie da so eine tolle natürliche Verhütungsmethode gefunden hat und es ihr damit richtig gut geht. Ich war skeptisch und dachte: so ein Blödsinn, das kann doch niemals sicher sein – kommt für mich gar nicht infrage. Aber beim Mittagessen unterhielten wir uns immer wieder darüber, sie zeigte mir Kurven, war vollkommen fasziniert von den neuen Erkenntnissen über ihren Körper und von den genauen Auswertungen. Und da war mein Interesse geweckt; sie ist eine so zuverlässige, sicherheitsbewusste Frau – die würde nie etwas machen, was nicht Hand und Fuß hat. Ich dachte: Scheiß drauf, ich lass das jetzt sein mit der blöden Pille und setze sie einfach ab, schlimmer kann es ja gar nicht mehr werden, ich kann eigentlich nur gewinnen.
Gesagt, getan. Ich meldete mich bei myNFP an, verschlang den Wissensteil, kaufte noch am gleichen Tag ein Thermometer und wollte sofort starten. Am Anfang war alles sehr neu und teilweise auch verwirrend, aber der E-Mail Kurs unterstütze mich beim Erlernen der symptothermalen Methode und schon nach kurzer Zeit ging alles so, als hätte ich nie etwas anderes getan. Von meinem Freund hätte ich vielleicht ein bisschen mehr Unterstützung oder Neugier erwartet, schließlich war es wirklich spannend, was ich alles Neues über meinen eigenen Körper lernte. Und was soll ich sagen: Schon im ersten Zyklus hatten sich die Zwischenblutungen erledigt und zum Glück ist das bis heute auch so geblieben. Nach langen sieben Jahren hatte sich das riesige Problem einfach gelöst – schade, dass mich kein einziger Arzt auf NFP hingewiesen hat, dann hätte es sich schon viel früher erledigt.
Ein bisschen geärgert hat mich ein Gespräch mit meiner Mutter. Ich erzählte ihr von meinen neuen NFP-Erfahrungen und da sagte sie mir doch wirklich: »Ach ja, das habe ich früher auch so gemacht, Kondome fand ich immer blöd und natürlich verhüten viel besser. Das ist ja toll, dass man die Daten online auswerten lassen kann, ich musste das noch auf Papier machen.« Da sagte ich: »Mama, das ist doch nicht dein Ernst, warum hast du mir denn nicht früher davon erzählt?« Daraufhin meinte sie nur, dass sie mir öfter gesagt hätte, dass es ja auch andere Methoden gäbe, ich aber wohl immer abgeblockt habe. Sie hatte die symptothermale Methode aber auch nie explizit genannt.
Wie auch immer, ich bin auf jeden Fall meiner Freundin sehr dankbar, sie war der Stein des Anstoßes und hat damit mein Leben wieder lebenswerter gemacht. Mittlerweile bin ich die, die meinen Freundinnen davon erzählt, wie toll NFP doch ist, und auch ich konnte schon die eine oder andere Freundin überzeugen.