Nachgefragt: Nur lokale Wirkung
Manche Ärzte behaupten, bestimmte hormonelle Verhütungsmittel wirken nur lokal. Beispielsweise wird der NuvaRing gerne so bezeichnet, obwohl laut Packungsbeilage der Wirkmechanismus eindeutig systemisch ist und der Ring den Eisprung unterdrückt. Kann ein hormonelles Verhütungsmittel wirklich nur lokal wirken und falls ja, welches wäre das? Wirkt es trotzdem in einem gewissen Radius oder tatsächlich nur in der Gebärmutter und den Eierstöcken?
Dr. Wallwiener: Meines Wissens nach gibt es kein ausschließlich lokal wirksames hormonelles Verhütungsmittel. Ein Teil des Medikamentes wird immer in den allgemeinen Körperkreislauf aufgenommen – ganz einfach durch die Durchblutung. Die Stoffe gelangen in den Blutkreislauf und damit zum Ort ihres Wirkens – aber eben nicht selektiv, sondern korrekterweise unter anderem zum Ort ihres Wirkens. Da kann man sich gut vorstellen, dass die Wirkungen und auch Nebenwirkungen vielfältig sein können.
Ein lokales Freisetzungssystem, wie der Vaginalring oder auch die in die Gebärmutter eingesetzte Hormonspirale, befindet sich doch eher in der Nähe ihres Wirkungsortes. Dass somit die gewünschte Wirkung auch mit einer eventuell niedrigeren Hormondosierung zu erreichen ist, ist gedanklich gut nachvollziehbar und sicherlich auch ein sinnvoller Ansatz.
Darüber hinaus sollten auch die Zusatzstoffe der jeweiligen Pille und mögliche Unverträglichkeiten beachtet werden, denn auch diese werden bei der Einnahme vom Körper aufgenommen. Es kommt immer wieder vor, dass Patienten ein Medikament schlecht vertragen und dabei handelt es sich gar nicht um den Wirkstoff selbst, sondern um die Kapselhülle aus Gelatine, das Feuchthaltemittel Sorbit oder den Füllstoff Maisstärke. Das kann bei der Pille natürlich auch der Fall sein – gerade bei Übelkeit, Völlegefühl oder Verdauungsstörungen – hier lohnt sich ein Blick in den Beipackzettel.