Nachgefragt: Pillen der neuen Generationen
Vor einiger Zeit sind die Pillen der 3. und 4. Generation in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Was macht diese Pillen so gefährlich? Gibt es Zahlen, ob bei diesen Präparaten häufiger Nebenwirkungen auftreten als bei den alten Pillen?
Dr. Wallwiener: Die Inhaltsstoffe (z. B. Drospirenon, Cyproteron, Desogestrel) machen diese Pillen in ihrem Nebenwirkungsprofil so gefährlich. Das Gefährliche ist das deutlich erhöhte Risiko der Thrombose und damit auch der Lungenembolie oder des Schlaganfalls.
Das ist meiner Meinung nach besonders unverständlich, da neuere Medikamente ja eine Verbesserung der Wirkweise und auch des Nebenwirkungsprofils aufweisen sollen. Dass sich in diesem Fall sogar lebensbedrohliche Entwicklungen häufen, ist scharf zu kritisieren.
Eine große Studie aus England zeigte diesen Zusammenhang 2015 eindrücklich: Bei über 10.000 Frauen, die eine Thrombose erlitten hatten, wurde retrospektiv die jeweilige Verhütungsmethode gematcht und damit dann das höhere Risiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe gesehen. Bei Einnahme der älteren Pillen (1. und 2. Generation) war das Thromboserisiko verglichen mit Frauen, die keine Pille einnahmen, schon etwa 3-fach erhöht und bei der Einnahme der neuen Pillen (3. und 4. Generation) erhöhte es sich noch einmal um den Faktor 1,5 bis 1,8!
(Quelle: Vinogradova et al., BMJ 05/2015, Use of combined oral contraceptives and risk of venous thromboembolism: nested case-control studies using the QResearch and CPRD databases.)