Schleichend, aber sicher
»Ich weiß nicht, warum ich keine Lust auf Sex habe...«, das waren die Worte, mit denen alles begann. Im Alter von 26 Jahren beschäftigte ich mich wochenlang mit diesem Thema, bis ich auf den richtigen Weg gekommen bin. Liegt es vielleicht an der Pille? Mehrere Internetseiten habe ich durchforstet, um an Informationen über die wirkliche Wirkung der Pille zu gelangen. Ich stieß auf Nebenwirkungen wie Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Wassereinlagerungen und vieles mehr – auch auf den Verlust der Libido.
Als ich mit etwa vierzehn Jahren angefangen habe die Pille zu nehmen, habe ich mir über all sowas keine Gedanken gemacht. Meine Mutter natürlich auch nicht, denn irgendwie hat man sich mit solchen Themen nicht beschäftigt. Wie es mir ergangen wäre, wenn ich damit nie angefangen hätte, weiß ich nicht. Man wollte vermeiden, in jungen Jahren schwanger zu werden und diese kleine Pille hat ihren Zweck erfüllt.
In meinen bisherigen Beziehungen hatte ich nie große Lust auf Sex, ich dachte, ich bin eben so und das sei normal. Vielleicht hatte ich bisher auch nicht den richtigen Partner gefunden; konnte meine sexuelle Unlust daher kommen?
Vor eineinhalb Jahren lernte ich meinen jetzigen Partner kennen und verliebte mich in ihn. Meine Gefühle für ihn sind unbeschreiblich stark; ich habe gelernt, was Liebe ist! Doch eines blieb unverändert: meine Libido. Nach der anfänglichen Aufregung verschwand sie schleichend, aber sicher. Wir gerieten häufig in Streit darüber, obwohl es sich hierbei doch eigentlich um die Schönste Nebensache der Welt handeln soll. Ich sah unsere Beziehung schon vor dem Aus. Doch ich liebe meinen Partner und wollte ja die körperliche Nähe zu ihm. Ich wollte unser gemeinsames Liebesleben! Ich hatte nur einfach keine Lust.
Also recherchierte ich zum Thema Lustlosigkeit und stieß auf einen Bericht über die Pille. Dort wurden alle möglichen Nebenwirkungen aufgezählt, unter anderem Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Deswegen war ich gerade erst beim Hausarzt gewesen – und der meinte, ich sei gesund.
Ein intensives Gespräch mit meinem Partner folgte. Wie wollen wir verhüten? Inwiefern verändere ich mich ohne die Pille? Was bedeutet das für unsere Beziehung? Das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte bei Raucherinnen, die die Pille nehmen, war ein weiterer Aspekt, der uns Sorgen machte und letztendlich entschieden wir uns für das Absetzen dieses Teufelszeugs. Zuerst verwendeten wir Kondome, dann bin ich bei meinen Internetrecherchen auf NFP gestoßen und habe mich für die symptothermale Methode entschieden.
Nach Absetzen der Pille setzte die normale Abbruchblutung ein. Schon wenige Tage danach merkte ich, dass weitere Beschwerden nachgelassen haben, die ich bisher nicht als Beschwerden, sondern einfach als Normalzustand wahrgenommen hatte. Meine dicken und geschwollenen Beine nach einem langen Arbeitstag im Büro waren verschwunden. Meine Müdigkeit wurde weniger, ich war aktiver und lebensfroher. Auch mein Partner stellte fest, dass irgendetwas anders ist: Ich konnte eine Zeit lang gar nicht mehr die Finger von ihm lassen!
Doch der Höhenflug hielt leider nicht lange an. Mein erster aufgezeichneter Zyklus dauerte 72 Tage. Natürlich habe ich viel darüber gelesen, dass es nach zehn Jahren Pille für den Körper nicht so einfach ist, seinen natürlichen Zyklus wiederzufinden. Ich versuchte, meinen Körper mit Agnus Castus (Mönchspfeffer) ein wenig zu unterstützen. Der zweite Zyklus dauerte dann nur noch 42 Tage. Es ging bergauf, doch meine Libido war wieder verschwunden. Ich vermutete, dass es am Mönchspfeffer lag, der nicht nur auf das Zyklusgeschehen, sondern auch auf die Libido wirkt. Also versuchte ich es nun komplett ohne Hilfsmittelchen.
Mein letzter Zyklus dauerte nun 149 Tage und es war kein Ende in Sicht. Auch mein Besuch beim Frauenarzt warf mich emotional wieder um einiges zurück; mir wurde gesagt, ich könne auf natürlichem Weg nicht schwanger werden. In meinem Körper seien zu viele Androgene und bei Kinderwunsch müsse ich auf eine Hormontherapie zurückgreifen. So etwas in meinem Alter und vor allem mit vorhandenem Kinderwunsch zu hören, ist nicht schön. Doch ich habe nicht aufgegeben. Ich habe wieder angefangen, Mönchspfeffer zu nehmen, Libido hin oder her. Und siehe da: drei höhere Messungen und auch die Menstruation ließen nicht lange auf sich warten!
Ob mein Hormonchaos nun durch die jahrelange Einnahme der Pille entstanden ist oder ob es auch ohne so gekommen wäre? Ich werde es leider nie erfahren. Ich weiß nur, dass ich für meine Tochter, wenn es denn irgendwann ein Mädchen wird, einen anderen Weg finden werde; dass sie von vornherein die Möglichkeit bekommt, ihren Zyklus und auch ihren Körper richtig kennenzulernen – ohne Chemiecocktail.
Meine Entscheidung, die Pille abzusetzen bereuen weder ich noch mein Partner. Mir geht es so viel besser und ich hoffe, dass sich mein Körper schnell wieder auf den normalen Zyklus einstellen kann. Allen Frauen kann ich nur raten, auf dieses Medikament zu verzichten und sich selbst kennen und lieben zu lernen. Begleiterscheinungen wie kleine Pickelchen und Stimmungsschwankungen habe ich bewusst nicht erwähnt, die gehen vorbei und man lernt, damit zu leben.
Habt Mut und hört auf euren Körper!