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Sorry, heute kein Sex!

Mir wurde schon sehr früh die Pille verschrieben: mit zwölf Jahren. Ich bekam mit elf meine Regel und litt unter sehr starken Schmerzen. Ich konnte mich jeden Monat drei Tage lang kaum bewegen, selbst das Liegen war die reinste Qual. Also stand bald mein erster Frauenarztbesuch an. Der Arzt verschrieb mir die Pille, die meine Regelschmerzen erträglicher machen sollte. Was soll ich sagen: Es half! Ja, ich hatte immer noch mit Beschwerden zu kämpfen, aber ich konnte mich wieder bewegen! Sport während der Periode war weiterhin unmöglich, doch ich konnte wieder am ganz normalen Leben teilhaben. Das war für mich eine echte Erleichterung.

Einige Jahre später, mit dem Erwachen der Sexualität, entdeckte ich noch einen ganz anderen Vorteil der Pille: Ich konnte meine Periode verschieben und sogar für ein paar Monate ganz unterdrücken. Ich habe diese Macht sehr genossen; ich wusste immer genau, wann die Regel kommt und konnte den Zeitpunkt beeinflussen. Dieser Aspekt der Pille war ungeheuer wichtig für mich.

Nach der Pubertät kamen dann die Probleme: Ich litt unter starken Stimmungsschwankungen und wurde teils richtig depressiv. Die Lust auf Sex ging immer mehr verloren und bald sehnte ich meine Periode herbei, damit ich meinem Partner ruhigen Gewissens sagen konnte: Sorry, heute kein Sex! Diese emotionalen Zustände häuften sich und ich begann langsam, die Pille infrage zu stellen. Ich entschied mich, das Verhütungsstäbchen auszuprobieren, das angeblich weniger Hormone enthalten und somit verträglicher sein sollte. Leider habe ich das Ding überhaupt nicht vertragen und es musste nach einem Jahr wieder entfernt werden. Danach haben wir es mit Kondomen versucht, doch das gefiel weder mir noch meinem Partner. Zwar ging es mir in dieser Zeit emotional besser, aber zufrieden waren wir mit den alternativen Verhütungsmethoden nicht. Also hieß es: zurück zur Pille. Nach und nach häuften sich Unlust und depressive Verstimmungen wieder und meine Not wurde immer schlimmer.

Als ich eine Zeit lang keinen Partner hatte, habe ich die Pille einfach abgesetzt und wieder gemerkt, dass es mir ohne Pille deutlich besser geht. Ohne Partner konnte ich mich mit dem Thema Verhütung in aller Ruhe auseinandersetzen und stieß auf die symptothermale Methode, NFP. Anfangs hatte ich sehr große Bedenken, ob das tatsächlich so sicher und zuverlässig sein konnte. Die Temperatur messen und den Schleim bestimmen? Das sollte reichen? Die Beobachtung des Muttermundes statt des Schleims ist bei mir nicht möglich, da mein Muttermund durch mehrere Operationen stark vernarbt ist.

Nachdem ich mich ausführlich mit dem Thema beschäftigt hatte, wollte ich es einfach ausprobieren; es konnte ja nicht schaden. Gesagt, getan. Es dauerte etwa drei Monate, bis ich mich mit NFP sicher fühlte. Durch die symptothermale Methode habe ich sehr viel über mich und meinen Körper gelernt; nach fünfzehn Monaten NFP bin ich immer noch begeistert, wie sicher und ausgeglichen ich mich fühle.

Bei NFP ist es wichtig, sich und seinen Körper genau wahrzunehmen und zu beobachten. Wie geht es mir? Was fühle ich zu welchem Zeitpunkt? Ich habe anfangs ein Tagebuch geführt und vieles dokumentiert. Ich schrieb auf, wie mein Körper sich im Verlauf des Zyklus anpasste, wie sich Haut, Stimmung, Lust und Appetit veränderten und die Spannung in der Brust und im Bauch zu- oder abnahm. Ich beobachte mich immer noch, doch vieles läuft mittlerweile unbewusst oder eher automatisch ab.

Diese Beobachtungen haben bei mir ein Umdenken ausgelöst. Ich lebe bewusster und nehme bewusster wahr. Ich gehe mit mir und der Umwelt anders um. Ich ernähre mich bewusster, habe ein gutes Gleichgewicht zwischen Sport und Entspannung gefunden, gehe besser mit Stress um. Auch im Kontakt mit anderen hat sich einiges verändert: Ich weiß zum Beispiel, dass ich zwischen Eisprung und Beginn der Regel zickiger bin, mich schneller angegriffen fühle und einfach sensibler reagiere. Dieses Wissen gibt mir die Möglichkeit, Situationen anders zu bewerten und mich entsprechend zu verhalten. Anders ist es in der ersten Zyklushälfte: Da kann mein Mann sich kaum vor mir retten ;-).

Interessant waren auch die Reaktionen aus meinem Umfeld. Meine Freundinnen waren sehr skeptisch, fanden die Methode aber interessant und hörten sich an, was ich zu erzählen hatte. Leider trauen die sich nicht, NFP selbst auszuprobieren – obwohl sie sehen, dass es bei mir funktioniert. Sie merken, dass die Pille sie psychisch und emotional beeinflusst, bevorzugen aber den einfachen Weg, einmal am Tag eine Pille zu schlucken und sich nicht weiter damit auseinanderzusetzen. Mein Partner hielt NFP von Anfang an für eine gute Idee, auch wenn er mit den Einzelheiten nicht so viel anfangen kann; er vertraut mir da voll und ganz. Wir freuen uns immer riesig auf die unfruchtbaren Tage, es ist für uns ganz normal geworden, dann keine zusätzlichen Verhütungsmittel zu verwenden, denn wir fühlen uns mit NFP beide sicher.

Ich möchte nie wieder anders verhüten! Die symptothermale Methode hat meine Lebensqualität deutlich verbessert und ich empfehle jeder Frau, auch meiner eigenen Tochter, sich Zeit zu nehmen und NFP auszuprobieren. Verlieren kann man da nichts, nur sehr viel gewinnen!