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Verantwortungsbewusste junge Frauen

Das Thema hormonfreie Verhütung rückt mehr und mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Darüber bin ich sehr froh und deshalb erzähle ich euch gerne meine Geschichte.

Die Pilleneinnahme begann bei mir mit dreizehn Jahren. Sexualität war zwischen meiner Mutter und mir niemals ein Tabuthema und als sich langsam abzeichnete, dass ich mit meinem damaligen Freund intimer werden wollte, ging ich mit ihr zum Frauenarzt und ließ mir wie selbstverständlich ein passendes Präparat verschreiben.

Ich machte mir zu keinem Zeitpunkt Gedanken um irgendwelche Nebenwirkungen, schließlich nahm ja jede meiner Freundinnen die Pille und alle, die nur mit Kondom verhüteten, empfanden wir als unvorsichtige Roulette-Spielerinnen. Schließlich kann da ja was schief gehen – und dann? Die Pille danach nehmen? Nein, das wäre viel zu peinlich, denn dann wüsste der Apotheker ja Bescheid und man stünde eventuell sogar als unreif oder naiv da. Außerdem hat man ja schon so viele Horrorgeschichten über diese Notfall-Pille gehört: Krämpfe, Blutungen und so weiter.

Also lieber schön artig die reguläre Pille nehmen und dann kann nichts passieren. Einfach jeden Tag zur selben Zeit ne Pille einwerfen und man ist sorgenfrei und muss sich maximal noch um Aids oder andere Geschlechtskrankheiten Gedanken machen. Als verantwortungsbewusste junge Frau nahm man eben die Pille. Das war modern, jedes Mädel machte es so und ja, man fühlte sich nun auch irgendwie dazugehörig und erwachsener. Anders verhüten? Kam gar nicht in Frage. Man kannte vielleicht noch die Spirale oder, wenn man richtig auf Trab war, das Hormonstäbchen oder die Dreimonatsspritze, aber im Endeffekt war das sowieso alles dasselbe und viel zu umständlich oder teuer. Man hatte schließlich ganz andere Probleme in dem Alter.

Niemand machte sich wirklich Sorgen, dass die Pille langfristige Konsequenzen oder Nebenwirkungen mit sich bringen könnte. Ja, wenn man Raucher war, bestand noch die Gefahr einer Thrombose, aber mal ehrlich: Da machten wir uns mit dreizehn keine Gedanken drüber. Und als ich mit sechzehn anfing regelmäßig zu rauchen, nahm ich dieses Risiko in Kauf. Schließlich hat jedes Medikament seine Vor- und Nachteile und solange man nichts bemerkt, kann das Leben weiter gehen und es besteht kein Anlass, etwas zu ändern. Ich hatte nie eine von diesen nervigen Begleiterscheinungen wie Pickel oder Kopfschmerzen.

Mit achtzehn übernahm die Krankenkasse die Kosten für die Pille nicht mehr und man musste zumindest mal die verschiedenen Hersteller und ihre Präparate miteinander vergleichen, schließlich hatte man ja kein Geld zu verschenken. Mein damaliger Gynäkologe empfahl mir deshalb eine günstigere Alternative, die genau dieselben Inhaltsstoffe haben sollte. Ich wechselte nach fünf Jahren also zum ersten Mal zu einer anderen Pille, was ich schon nach einigen Tagen bitter bereuen sollte. Denn nun prasselten erstmals alle Nebenwirkungen, von denen ich zuvor nur gehört hatte, auf mich ein: Kopfschmerzen, Übelkeit, meine Brüste standen gefühlt kurz vor der Explosion und ich hatte katastrophale Stimmungsschwankungen. Also wechselte ich ganz schnell wieder zurück zu meinem vorherigen Stammmedikament, mit dem es mir ja immer gut ging. Das dachte ich zumindest.

Die Jahre vergingen und ich war trotz regelmäßigem Sex nicht schwanger – Zweck erfüllt. Es gab also nie einen Anlass, etwas an der Verhütung zu ändern. Ich lernte meinen jetzigen Ehemann kennen und als wir schon eine ganze Weile zusammen waren, wurde im Alter von 28 Jahren auch das Thema Familienplanung interessant für uns. Doch das war nicht der Grund, warum ich die Pille absetzte.

2014 erlitt ich berufsbedingt einen sogenannten Burn-out. Das brachte mich dazu, einige meiner Lebensweisen und Einstellungen zu überdenken. Mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass die jahrelange Einnahme künstlicher Hormone Einfluss auf meinen Körper und meine Psyche nimmt. Nie stand das für mich in irgendeinem Zusammenhang! Ein paar Monate vorher hatte meine beste Freundin die Pille wegen starker Wassereinlagerungen abgesetzt. Also startete ich den wahnwitzigen Versuch, es ihr gleich zu tun. Eine Chance auf Besserung meines Befindens war es und wenn es mir nicht gefiel, könnte ich ja einfach wieder anfangen, die kleine Wunderpille einzuwerfen.

Der erste Schritt war allerdings, mit meinem Mann, der zu dem Zeitpunkt noch mein Verlobter war, über mein Vorhaben zu sprechen. Schließlich war er ja genauso involviert und wir mussten uns gemeinsam Gedanken über die Verhütung machen. Es folgten einige Gespräche über Alternativen und Sicherheit, denn: Was wäre, wenn doch was passieren würde?! Die Pille wollte ich nicht mehr nehmen, also beschlossen wir, bis zu unserer Hochzeit in zehn Monaten irgendwie anders zu verhüten.

Ich recherchierte im Internet. Kondome waren wohl am geläufigsten neben der Pille. Doch welche Möglichkeiten gäbe es denn noch? Alles, was ich im Netz so fand, lief auf irgendeine Art von künstlichen Hormonen hinaus oder man müsste sich gleich eine Kupferspirale in die Gebärmutter einpflanzen lassen, die alles zerstört, was auf sie trifft – um es mal überspitzt zu sagen.

Ich stieß auf NFP – Natürliche Familienplanung. Das passte ganz gut, schließlich wollten wir die Familienplanung ja bald in Angriff nehmen. Also las ich mich ein wenig ein. Ich gebe zu, am Anfang schreckte mich das alles etwas ab, einfach weil es viel neuer Input war. Die Pille war ja so schön einfach, warum also kompliziert wenn es doch auch so easy ging? Aber genau das wollte ich ja nicht mehr: diesen Eingriff in den weiblichen Organismus durch künstliche Mittel.

Ich lernte sehr viel über mich und meinen Zyklus. Beobachtete meine Temperatur und die Auswirkungen, beispielsweise von Alkohol, auf meinen Körper. Bisher habe ich mir auch um sowas nie Gedanken gemacht. Dass viele Dinge nicht gesund sind, okay; aber man hat sie trotzdem getan oder zu sich genommen und alles andere eben ignoriert. Doch nun bekam ich einen völlig neuen Bezug zu mir selbst.

Ich merkte, wie sich mein Körper von den Fesseln des Unnatürlichen befreite. Ich entgiftete regelrecht. Ich hatte großen Durst, bekam Pickelchen und spürte das erste Mal in meinem Leben bewusst, wie es sich anfühlt, wenn man auf den Eisprung zusteuert. Ich lernte, dass die Pille dem Körper quasi vorgaukelt, dass er schwanger sei und es deshalb zu keinem Eisprung kommt. Die Periode während der Pillenpause ist nichts anderes, als eine Abbruchblutung. Der Körper denkt, wenn ihm keine Hormone mehr zugeführt werden, gibt es auch keinen Grund mehr, das Nest beizubehalten. Also stößt er das Gewebe mit einer Blutung ab. Diese Blutung wird ganz selbstverständlich als Menstruation verstanden – nicht nur von jungen Mädchen. Nie war einem bewusst, dass die Eierstöcke unter der Hormongabe nie wirklich aktiv sein dürfen und dass die Körperfunktionen der Frau immer irgendwie unterdrückt werden. Auf gut deutsch gesagt: Man veralbert den eigenen Körper. Das sind Aspekte, die die meisten nie erklärt bekommen. Weder von den Ärzten, noch durch die Medien oder die Packungsbeilage. Denn das alles sind ja keine Nebenwirkungen.

Meine richtige Blutung ohne Pille war eine ganz andere. Sie war bei mir nicht mehr so lang und intensiv wie zuvor. Das war neben dem neuen, positiven Gefühl natürlich zu sein, ein weiterer Vorteil. Und ja: Auch mein Gemütszustand besserte sich. Ich war nicht mehr so niedergeschlagen und antriebslos, was ich mir über die Jahre schon als Charakterzug angetextet hatte. Die Psyche wird von der Pille beeinflusst, doch als Heranwachsende schiebt man das erst auf die Pubertät und dann einfach auf die Lebensumstände wie Schule, Arbeit und die eigene emotionale Entwicklung.

Nach über fünfzehn Jahren Pilleneinnahme fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Es war, als würde ich erst jetzt die wirkliche Pubertät durchleben. Mein Körper und meine gesamte Einstellung zum Frau-sein veränderte sich zum Positiven. Ja ich setzte mich sogar mit meinem Zervixschleim auseinander und erkannte auch hier, wie natürlich das alles ist und warum, woher und wieso ich sowas habe.

Vor lauter Begeisterung über meinen neuen Lebensstil informierte ich auch meine Freundinnen ganz offenherzig über meine Erkenntnisse. Natürlich war die erste Reaktion von meinem Umfeld: »Ach so, Du hast die Pille abgesetzt? Na dann wollt ihr jetzt wohl Kinder!« Komisch, wie klar das für einige zu sein scheint, denn die Option, natürlich zu verhüten, gilt bei den meisten immer noch als sehr unsicher und suspekt. Man weiß einfach zu wenig darüber und das eigene Anlesen und Ausprobieren ist nicht für jeden was. Der Einfachheit halber bleiben viele Frauen bei der Pille. Ich kann es niemandem verübeln, denn schließlich habe ich jahrelang genauso gedacht.

Jetzt bin ich schlauer, habe mich ausprobiert, neu kennen gelernt und strahle das auch aus. So konnte ich eine gute Freundin zwar noch nicht von der symptothermalen Methode, aber doch zumindest vom Absetzen der Pille überzeugen.

Inzwischen bin ich (gewollt) in der 20. Woche schwanger. Die symptothermale Methode hat mir auch dabei geholfen: Viele Kleinigkeiten und Signale meines Körpers, auch ganz zu Beginn der Schwangerschaft, konnte ich dadurch viel intensiver erleben oder überhaupt erst wahrnehmen und allein dafür hat es sich schon gelohnt, sich vom Mythos Wunderpille zu trennen.

Was würde ich unserer Tochter später raten? Ich würde ihr alle Optionen offen lassen, aber dafür sorgen, dass sie die Vor- und Nachteile kennt, die ich damals nicht kannte. Ich würde sie dabei unterstützen, die für sie beste und vor allem gesündeste Methode zu finden. Ich kann mir auch für die Zeit nach der Schwangerschaft keine bessere Verhütung als die jetzige vorstellen. Es funktioniert auch ohne Chemie, man sollte sich einfach mal wieder mehr auf die Natur und sein Körpergefühl verlassen.

Nur Mut! Macht Euch schlau und verzichtet eurem Körper und eurer Gesundheit zuliebe auf diese Hormoncocktails!