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Wenn eine Ärztin das sagt

Meine Geschichte mit der Pille beginnt im Jahr 1999.

Ich war damals siebzehn Jahre alt, hatte einen festen Freund und brauchte ein zuverlässiges Verhütungsmittel. Im gesamten Freundeskreis wurde die Meinung vertreten, dass die Pille unkompliziert und bei richtiger Anwendung sehr sicher sei. Also machte ich den nächsten Schritt und vereinbarte einen Termin beim Frauenarzt. Er untersuchte mich und führte ein kurzes Beratungsgespräch. Wobei, von einem Beratungsgespräch kann hier nicht die Rede sein: Der Arzt fragte lediglich, ob es in meiner Verwandtschaft Fälle von Thrombose oder Brustkrebs gab. Beides war nicht der Fall, also hielt ich wenige Minuten später mein Rezept für die Pille in der Hand.

Ich litt damals sehr unter meinen Pickeln und war gespannt, wie sehr sich meine Haut durch die Einnahme der Pille verbessern würde. Auch darin bestärkte mich der Frauenarzt, doch über mögliche Nebenwirkungen verlor er kein Wort. Mit meinem heutigen Wissen finde ich es unverantwortlich, dass die Ärzte jungen Mädchen ohne Wenn und Aber das Rezept für dieses Medikament ausstellen.

Ich hatte mir damals die Packungsbeilage gründlich durchgelesen und die fast 100 Nebenwirkungen, die eventuell auftreten könnten, konsequent ignoriert. Keine dieser Nebenwirkungen schüchterte mich auch nur im Geringsten ein. Und irgendwie war man in diesem Alter ja schon ein bißchen stolz, dass man jetzt mit der Pille verhütete. Meine Haut verbesserte sich mit der Einnahme drastisch. Wieso hätte ich die Pille also infrage stellen sollen? War doch alles toll! Die Pille wurde mein Begleiter für 15,5 Jahre – aus jetziger Sicht unfassbar und mein wohl größter Fehler.

In den folgenden Jahren litt ich an so ziemlich allem: Brustschmerzen, Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, vaginale Pilzinfektionen mehrmals im Jahr, Zwischenblutungen, Ausfluss aus der Scheide; Blasenentzündungen, auch mehrmals im Jahr; Bronchitis, ebenfalls mehrmals im Jahr; Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Hitzewallungen, starkes Schwitzen, fettige Haut, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und eine depressive Episode. Lange Zeit kam mir gar nicht der Gedanke, dass diese Beschwerden mit der Einnahme der Pille zu tun haben könnten. Wenn ich die Punkte bei den gynäkologischen Kontrolluntersuchungen ansprach, winkte mein Frauenarzt einfach ab. Brauchbare Antworten bekam ich auf meine Fragen nie.

Also wechselte ich den Frauenarzt. Anderer Arzt, gleiche Reaktion. Okay, dann liegt es wohl an meinem komischen Körper, ich bin eben anfällig für alle möglichen Krankheiten. Letzter Versuch: Ich wechselte zu einer Frauenärztin, denn von einer Frau erhoffte ich mir ein anderes Verständnis. Ich fragte die Ärztin, was sie davon hielte, wenn ich nach so langer Zeit der Pilleneinnahme mal eine Pause einlegen würde. Ihre Antwort lautete: »Das halte ich bei Ihnen für überhaupt nicht notwendig. Wenn Sie möchten, können Sie die Pille die nächsten Jahre auch ohne Pause durchnehmen.« Nun gut, wenn eine Ärztin das sagt, wird es wohl so stimmen. Doch irgendetwas an dieser Aussage klang für mich einfach nicht richtig, es fühlte sich falsch an.

In dieser Zeit machten mir chronische Müdigkeit und Erschöpfungszustände das Leben schwer. Nach zehn Stunden Schlaf war ich noch immer müde und nach kurzer Anstrengung schon wieder extrem erschöpft. Ich war einfach nicht mehr leistungsfähig und verlor mich in Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen. Wieso war ich so oft krank? Was stimmte hier nicht? Was stimmte mit mir nicht? Mein Selbstbewusstsein hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst.

Ab März 2014 hatte ich plötzlich kein gutes Gefühl mehr mit der Pille als Verhütungsmittel. Es war so, als ob mein Körper dicht macht und sich weigert. Doch ich ignorierte die Signale meines Körpers, schob meine Zweifel und Bedenken beiseite und schluckte die Pille weiterhin, denn die Pille ist doch so sicher und unkompliziert – eine Pille pro Tag, ganz easy. Ein halbes Jahr später kam dann der Aha-Effekt: In meinem Job habe ich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und lernte dabei eine Naturheilpraktikerin kennen, der ich nebenbei und ganz oberflächlich von meinen Beschwerden erzählte. Eine Woche später saß ich zum Erstgespräch in ihrer Praxis. Natürlich fragte sie nach meiner Medikamenteneinnahme und ich antwortete ganz unbekümmert, dass ich seit gut fünfzehn Jahren die Pille nehme. Sie schaute kurz auf, zog die Augenbrauen hoch und schob ihre Brille nach unten: »Okay... Dazu sage ich jetzt mal nichts.« Das saß! Was musste sie wohl von der Pille halten, wenn sie sich nicht dazu äußerte? Glaubt mir, das war der Schlüsselmoment, den ich gebraucht habe.

Mein Kopf kreiste nur noch um das Thema Pille. Ich wollte um jeden Preis eine hormonfreie Verhütungsmethode, ich wollte meinem Körper dieses Gift nicht mehr zuführen! Also setzte ich mich zu Hause an den Laptop und fing an zu googeln. Irgendwann bin ich dann auf NFP gestoßen und dachte mir: Was sind das denn für Verrückte? Mit Temperaturmessen und Schleimbeobachtung verhüten? Na dann viel Spaß beim Kinderkriegen, das ist doch nie im Leben sicher!

Doch alle anderen Verhütungsmethoden fielen raus. Ich wollte weder Hormone zuführen noch irgendwelche Fremdkörper wie Hormonstäbchen, Spirale oder Kupferkette in mir sitzen haben. Mein Körper sollte sich von dem ganzen Scheiß erholen können, damit es mir endlich wieder gut ging. Kondome waren auch keine Alternative, denn die gehen ja viel zu leicht kaputt. Das hatte ich im Alter von sechzehn Jahren selbst erlebt und war somit ein gebranntes Kind. Doch das Thema ließ mich nicht mehr los. Ich machte einen Termin bei einer Frauenärztin, auf deren Homepage stand, dass sie auch zu alternativen Verhütungsmethoden berät. Da wäre ich wohl gut aufgehoben und würde endlich eine Lösung finden!

Der Tag der Tage kam. Ich erklärte der Frauenärztin, dass ich die Pille nicht mehr weiter nehmen wollte und auch sonstige hormonelle Verhütungsmittel und Fremdkörper für mich nicht infrage kämen. Und die Frau antwortete: »Oh mein Gott, dann bleiben ja keine Verhütungsmittel mehr übrig; außer Kondomen und die sind nicht sicher!« Wie bitte, was? Bin ich jetzt im falschen Film? Zu diesem Zeitpunkt war ich über NFP schon sehr gut informiert. Ich hatte mir reichlich Hintergrundwissen angeeignet und dachte im Stillen: Sie tun mir wirklich leid. Sie haben viele Jahre intensiv studiert, um so eine unqualifizierte und falsche Aussage zu treffen. Beim Hinausgehen fragte sie mich tatsächlich, ob sie mir ein Rezept für die Pille ausstellen soll. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Endlich realisierte ich, dass es nicht um mich als Patient geht; es geht nur darum, Geld zu verdienen – durch das Ausstellen von Pillenrezepten. Ich verneinte und verließ diese Praxis, die ich garantiert nie wieder betreten werde.

Im November 2014 nahm ich den letzten Blister meiner Pille, danach sollte Schluss sein. Ich wollte nicht von heute auf morgen aufhören, ich brauchte diesen Abschluss, um mir bewusst zu machen, dass jetzt eine neue Ära der Verhütung beginnt. Natürlich musste ich das auch meinem Mann irgendwie beibringen und um ehrlich zu sein, hatte ich vor diesem Gespräch ziemlich Bammel. Was wird er wohl denken? Temperatur messen, Zervixschleim kontrollieren – der hält mich doch für verrückt! Doch ganz entgegen meiner Befürchtungen nahm er es sehr verständnisvoll auf und vertraute mir von Anfang an voll und ganz. Wieso macht man sich als Frau eigentlich solche Gedanken, was der Partner davon hält oder denkt? Es ist doch mein Körper, meine Gesundheit! Wie viele Männer würden wohl ein Verhütungsmittel mit solchen Nebenwirkungen schlucken? Doch für uns Frauen ist es das Normalste auf der ganzen Welt.

Nun gut. Ein neuer Lebensabschnitt begann und siehe da: Meine chronische Müdigkeit verschwand; Blasenentzündungen, Kopfschmerzen, vaginale Pilzinfektionen und Bronchitis waren Schnee von gestern und mein Selbstbewusstsein kehrte auch zurück.

Mit meiner Geschichte bin ich aber noch nicht am Ende. Hier bin ich also, seit 1,5 Jahren pillenfrei und total glücklich damit! Was hat sich für mich in dieser Zeit verändert? Die positiven Effekte waren: keine chronische Müdigkeit und andere wiederkehrende Beschwerden mehr; ich spüre meinen Körper wieder und nehme am Leben teil; keine brüchigen Nägel mehr; ich fühle mich fitter, wacher, glücklicher, zufriedener; Ich bin nicht mehr so überempfindlich und reizbar; ich habe gesund an Gewicht verloren, weil ich keinen Heißhunger mehr auf Süßes habe.

Negative Effekte traten bei mir folgende auf: extrem fettige Haare bis etwa acht Wochen nach dem Absetzen; schlechte Haut im Gesicht, am Rücken und am Dekolleté; meine Brüste sind kleiner geworden, doch das ist nicht weiter schlimm; bis heute ist meine Libido nicht zurückgekehrt; ich habe sehr unregelmäßige, lange Zyklen, momentan dauern sie circa vierzig Tage.

Für manche mögen diese positiven Aspekte gar nicht so weltbewegend sein, doch in der Summe haben sie meine Lebensqualität derart gesteigert, dass ich die negativen Aspekte gerne in Kauf nehme! Klar, meine schlechte Haut kotzt mich wirklich an, doch ich habe in den letzten achtzehn Monaten kein einziges Mal die Rückkehr zur Pille in Erwägung gezogen. Wenn ich meinen Körper fünfzehn Jahre lang mit diesem Hormonmüll vollstopfe, kann ich nicht erwarten, dass er sich von heute auf morgen regeneriert.

NFP habe ich mir selbst beigebracht, hauptsächlich durch das Lesen in Internetforen. Alles läuft super, doch ich ärgere mich, dass ich die symptothermale Methode nicht schon viel früher für mich entdeckt habe. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich da keine große Sache draus gemacht. Mein Mann, meine Familie und meine beste Freundin wissen, wie ich verhüte und nerven auch nicht mit unpassenden Kommentaren. Diejenigen, die mich mal neugierig nach meiner Verhütung fragen, bekommen von mir eine ehrliche Antwort mit einer kurzen Erklärung zur Funktionsweise. Die Reaktionen waren bisher immer gleich: große Augen, keine Ahnung was Zervixschleim ist oder wo der Muttermund sitzt. Und die Frage: »Ah, du willst schwanger werden?« Da kann ich nur mit den Augen rollen.

Ich habe entschieden, dass ich dieses Teufelszeug nie wieder zur Verhütung verwenden möchte. Hätte ich mir vorher mehr Gedanken gemacht, mehr infrage gestellt und qualifiziertere, aufgeschlossenere und ehrlichere Ärzte um mich herum gehabt, hätte ich mit Sicherheit nie oder zumindest nicht so lange mit der Pille verhütet. Natürlich vermisse ich es, nicht mehr ganz so spontan sein zu können. Meine Tieflage dauert meistens etwa 27 Tage; das ist schon eine Durststrecke, bis ich endlich freigeben kann. Aber was macht das schon?

Hätte ich selbst eine Tochter, würde ich ihr genau erklären, wie der weibliche Körper funktioniert und ihr die symptothermale Methode zumindest vorstellen. Ich hätte auch gerne jemanden gehabt, der mir NFP schon viel früher näher gebracht hätte. Mir stellt sich immer wieder die Frage, warum nicht einmal Frauenärzte sich mit NFP auskennen und es so verteufeln. Mit meiner Geschichte möchte ich allen Mädels da draußen Mut machen, auch wenn viele Zweifel im Raum stehen, diesen Schritt zu gehen und von der Pille wegzukommen.