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Wie schön, dass ich die Pille nehme!

Ich hatte schon immer Probleme mit meiner schmerzhaften Periode, so dass ich 1998, mit vierzehn Jahren, die Pille Leios verschrieben bekam. Meine Mutter hatte nichts dagegen, weil sie nicht Oma werden wollte und selbst unter Menstruationsschmerzen litt.

Ich nahm die Pille etwa ein oder zwei Jahre, ohne dass die Schmerzen während der Periode besser wurden. Es folgte die Belara für ein Jahr – erfolglos. Dann die Valette, die endlich Linderung brachte. Das Beste daran war die verkürzte Menstruation und sogar die Möglichkeit, die Pille im Langzeitzyklus zu nehmen, sodass ich mich die wenigste Zeit mit meiner Periode herumärgern musste, obendrein hatte sie positive Auswirkungen auf meine Haut. Als Verhütungsmittel, wenn man die Einnahmeregeln befolgt, ist die Pille auch noch extrem sicher. Wow – was konnte es besseres geben?

Ich nahm die Valette fünf Jahre, davon mehrere Jahre im Langzeitzyklus, bis ich wieder einmal extrem schmerzhafte Perioden bekam, was mich wieder zur Frauenärztin führte. Es folgte ein weiterer Wechsel zur Pille Microgynon, die ich auch einige Jahre nahm, gefolgt von einer einjährigen Pillenpause. Die schmerzhafte Periode blieb. Irgendwann wurde mir von einer anderen Frauenärztin die Pille Maxim verschrieben, weil ich wieder ein sicheres und einfaches Verhütungsmittel wollte. Diese Pille nahm ich auch im Langzeitzyklus, etwa vier Jahre, um die schmerzhaften Perioden auf eine minimale Anzahl von ein bis drei mal pro Jahr zu reduzieren.

Seit meiner Teenagerzeit hatte ich im Frühjahr und Sommer bei höheren Temperaturen fast immer Kopfschmerzen und bestimmt zehn mal im Jahr unerklärliche Kolikschmerzen im oberen Bauchbereich. Ich war deswegen mehrmals beim Notdienst, zum Ultraschall, zum Blutabnehmen, zur Magenspieglung – aber es wurde nie eine Ursache der Schmerzen gefunden. Dafür probierte ich allerhand Schmerzmittel aus, teilweise frei verkäufliche, teilweise sogar verschreibungspflichtige, opiathaltige, um trotz Kolik halbwegs zu funktionieren.

Frühling und Sommer waren wegen der fast täglichen und unerträglichen Kopfschmerzen jedes Jahr eine Tortur, ich hasste diese Jahreszeiten. Kein Arzt konnte den Grund für meine Kopfschmerzen herausfinden. Es wurden Mittel gegen Migräne ausprobiert, nach einem MRT meines Kopfes und dem Besuch beim Neurologen war klar, dass in meinem Kopf nichts zu finden war, was meine Kopfschmerzen erklärte. Ich bekam zur Migräneprophylaxe einen Betablocker verschrieben, den ich auch über ein Jahr lang einnahm, ebenfalls ohne Erfolg. Also setzte ich dieses Medikament wieder ab.

Ich war allgemein sehr launisch, hatte starke Stimmungsschwankungen und mein Umfeld litt darunter mehr als ich selbst. Mir selbst waren meine schlechte Laune und Stimmungsschwankungen gar nicht bewusst. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass ich zeitweise über wenig oder keinerlei Libido mehr verfügte, was auch zuletzt Probleme in der Partnerschaft verursachte. Wie schön, dass ich die Pille nehme und immer Sex haben kann, ohne schwanger zu werden! Leider hatte ich nie Lust auf Sex. Da die Probleme in der Partnerschaft nicht besser wurden, stellte ich doch irgendwann das Wundermittel Pille infrage und recherchierte im Internet über ähnliche Fälle von Libidoverlust. Ich stieß irgendwann auf einen Blog, in dem eine Bloggerin darüber berichtete, welche Veränderungen das Absetzen der Pille bei ihr ausgelöst hat und warum sie diesen Schritt überhaupt gewagt hatte. Ich wurde neugierig und las weiter im Netz. Es gab so viele Frauen, die sich von der Pille losgesagt haben und mit dieser Entscheidung viel glücklicher waren als zuvor mit der Pille. Ich fasste einen Entschluss, ich wollte mit der Pille aufhören!

Zwar hatte ich noch vier Monate Pille im Medizinschrank, aber die Neugierde war zu groß, sodass ich direkt nach dem laufenden Zyklus mit der Einnahme aufhörte, das war im Dezember 2014. Die erste normale Regelblutung hat über sechzig Tage auf sich warten lassen, die zweite kam schon nach 35 Tagen. Etwa sieben Monate nach dem Absetzen der Pille hatte ich schon wieder eine relativ regelmäßige Menstruation und einen normalen Zyklus, auch wenn er kürzer als die modellhaften 28 Tage war. Mein Hautbild hat sich zwischenzeitlich für einige Monate etwas verschlechtert, aber es war noch in einem erträglichen Ausmaß. Was mir selbst erst nicht auffiel, war, dass sich meine Laune um 180 Grad gedreht hat, ich war auf einmal nur noch richtig gut gelaunt und nicht mehr motzig, die Stimmungsschwankungen waren auch weg. Mein Umfeld war und ist noch immer froh, dass ich die Pille abgesetzt habe, sie haben scheinbar sehr unter meiner schlechten Laune gelitten.

Im Frühjahr und Sommer 2015 fiel mir auf, dass etwas fehlte: meine Kopfschmerzen. Obwohl es im Sommer 2015 einige sehr heiße Tage gab, hatte ich fast keine Kopfschmerzen gehabt. Das war völlig neu, der erste Sommer seit sechzehn Jahren ohne Kopfschmerzen, ich bin begeistert! Noch etwas fehlte: meine Koliken. Seit dem Absetzen der Pille im Dezember 2014 hatte ich nur eine einzige Kolik.

In meiner Partnerschaft recherchierte ich nach hormonfreien, alternativen Verhütungsmitteln. Die Spirale kam wegen der schmerzhaften Periode nicht infrage, Diaphragma & Co. haben mich nicht überzeugt und Kondome sind auf Dauer nicht so schön. Irgendwann fand ich im Internet Informationen zu NFP und wollte damit starten. Meine Libido hatte sich zu dem Zeitpunkt noch nicht wesentlich verbessert, die Partnerschaft ging aber letztendlich auch wegen anderer Dinge zu Bruch. Ich habe nun eine neue Beziehung, eine Libido ist wahrhaftig vorhanden und ich bin in der NFP-Anfangsphase.

Die Pille nicht mehr zu nehmen war die Beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.