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Ein tolles Lifestyle-Produkt

Ich möchte euch gerne von meinen persönlichen Erfahrungen mit der Antibabypille berichten. Fangen wir mit dem Offensichtlichen und Einfachen an: das erste Mal. Ich war damals unerfahren und er wesentlich erfahrener als ich. Für mich gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Grund, zu hormonellen Verhütungsmitteln zu greifen; mein Partner hatte das Ganze entspannt gesehen und wir haben beim ersten Mal schlicht und einfach mit Kondom verhütet. Das Ganze war natürlich nicht besonders prickelnd, daraus muss man keinen Hehl machen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er das erste Mal in mir steckte und mir der Gedanke kam: Aha – und so soll es sich also anfühlen? Neugierig, wie ich war, wollte ich natürlich wissen, wie es sich ohne Kondom anfühlt. Haut auf Haut, ohne die lästige Zwischenschicht.

Ich habe nicht lange darüber nachgedacht und bin zum Frauenarzt gegangen. Ohne Probleme habe ich zum ersten Mal im Leben die Antibabypille verschrieben bekommen. Mein Besuch dauerte etwa zehn Minuten, eine kurze Standarduntersuchung und ein bisschen Standardgerede drumherum. Potenzielle Nebenwirkungen wurden natürlich nicht angesprochen. Warum auch – schließlich kommen Nebenwirkungen so gut wie nie vor. Und wenn ich eine Pillensorte nicht vertrug, könne ich problemlos eine andere Sorte mit einem anderen Wirkstoff ausprobieren.

Es kam mir zwar vor wie eine Massenabfertigung, aber ich hatte, was ich wollte. Also ging ich naiv und überglücklich nach Hause und begann, fleißig meine kleinen Pillen zu schlucken. Jeden Abend eine, so wie es mir geraten wurde. Die Verpackung sah niedlich aus, man hatte gar nicht den Eindruck, dass es ein Medikament ist. Vielmehr erweckte die Aufmachung den Anschein, es handle sich um ein tolles Lifestyle-Produkt, das man als hübsche Dekoration neben den Zahnputzbecher stellen kann.

Kurz darauf folgten die ersten sexuellen Erfahrungen ohne Kondom. Und siehe da, es fühlte sich richtig gut an! Alle Kommentare meiner Partner, ohne Kondom ist es doch viel geiler, wurden bestätigt. Mehrere Monate vergingen und ich fühlte mich toll dabei. Ich musste an nichts denken, außer täglich die kleine Wunderpille zu mir zu nehmen. Dabei wusste ich nicht einmal genau, wie diese Pille funktionierte oder was sie in meinem Körper auslöste. Aber das war mir zu diesem Zeitpunkt gleichgültig; Hauptsache, ich konnte meinen Spaß haben.

Um ehrlich zu sein, verliert man mit der Zeit auch die Hemmungen, bei neuen sexuellen Kontakten ein Kondom zu verwenden. Mann fragt kurz: »Nimmst du die Pille?«, und eine bejahende Antwort wird sofort als Freifahrtschein gesehen. Über Krankheiten sprach man da nicht, das wäre ein totaler Lustkiller gewesen. Die meisten Männer, die ich in dieser Zeit hatte, fanden Kondome uncool oder wollten mir weiß machen, sie könnten mit Kondom keine Erektion bekommen. Natürlich – man glaubt das alles und nimmt es in Kauf.

Nach einigen Monaten bemerkte ich morgens nach dem Aufstehen öfter leichte Übelkeit. Ich war verunsichert, da die morgendliche Übelkeit als das Schwangerschaftsanzeichen schlechthin gilt. Also bin ich sofort zum Frauenarzt gegangen und habe meine Symptome geschildert. Schwanger war ich glücklicherweise nicht und ansonsten auch kerngesund. Meine Frauenärztin riet mir, am besten das Präparat zu wechseln und dadurch auszuschließen, dass es von der Pille kommt. Sie stellte mir eine tolle Innovation vor, den sogenannten NuvaRing. Er bleibt drei Wochen in der Scheide, man muss an nichts weiter denken und beim Sex stört er auch nicht. Ich war fasziniert von diesem neuen Produkt und wollte es sofort ausprobieren.

Alles lief super, meine morgendliche Übelkeit war erstmal weg! Drei Wochen lang lag der NuvaRing also in meiner Scheide. Nach dieser Zeit musste ich ihn herausnehmen und auf meine Periode warten. Der erste Tag der Periode war einer der unangenehmsten, die ich je erlebt hatte. Grundsätzlich habe ich nur sehr selten Kopfschmerzen, aber an diesem Tag dachte ich, mein Kopf müsste platzen. Ich stand völlig neben mir und war ein Schatten meiner selbst. Auf der Arbeit habe ich es nicht ausgehalten. Ich verbrachte den gesamten Tag im Bett und wälzte mich von A nach B, um die Schmerzen in meinem Schädel irgendwie zu ertragen. Ich habe zum damaligen Zeitpunkt den NuvaRing nicht als Ursache in Betracht gezogen und dachte, ich hätte mir irgendetwas eingefangen. Als der zweite Zyklus mit dem NuvaRing zu Ende war – oh Wunder – wieder das gleiche Spiel. Heftige Kopfschmerzen, die schon fast an Migräne grenzten. Es waren Schmerzen, die ich so nicht kannte und die mich an die Grenze des Ertragbaren brachten.

Abermals bin ich zu meiner Frauenärztin gerannt. Inzwischen etwas ratlos, da ich nun bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit mit Beschwerden zu ihr kam. Ich fragte, ob die Kopfschmerzen und die Übelkeit von den Hormonen ausgelöst worden sein könnten. Sie schaute mich ungläubig an und meinte nur: »Das kann überhaupt nicht sein, diese Präparate sind im Allgemeinen sehr gut verträglich. Wir können aber gerne noch etwas anderes probieren.« Gesagt, getan. Wieder habe ich die Praxis mit einem neuen Verhütungsmittel verlassen. Dieses Mal war es eine Pille mit einer angeblich niedrigeren Dosierung und anderer hormoneller Zusammensetzung.

Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich wieder diese Übelkeit und einige seltsame Magenverstimmungen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es mit den Hormonen zu tun hatte und ignorierte die Zeichen meines Körpers zunächst. Es gab während dieser Zeit Tage, an denen ich mich ernsthaft fragte, warum ich das Spielchen überhaupt mitspiele und ob ich überhaupt noch ich selbst bin. Die Übelkeit lies nicht nach, doch ich blieb hartnäckig. Auf telefonische Nachfrage bei meiner Frauenärztin hieß es, dass der Körper bis zu sechs Monate brauchen kann, bis er sich an die neue Hormonzusammensetzung gewöhnt hat. Also hieß es erstmal Pobacken zusammenkneifen; Augen zu und durch. Mein Zustand wurde allerdings nicht besser. Es folgten unangenehme Magenschmerzen, die ich in dieser Form noch nicht kannte.

Also ging ich zum Hausarzt. Er tastete mich kurz ab und stellte letztlich die Diagnose Magenschleimhautentzündung. Super, dachte ich. So etwas hatte ich noch nie im Leben. Man verschrieb mir Protonenpumpenhemmer, die ich eine Woche lang nehmen sollte, danach hätte sich das Problem erledigt.

Die Magenschmerzen verschwanden, jedoch hielt dieser Zustand nicht lange an. Einige Wochen später hatte ich erneut Magenschmerzen. Wieder rannte ich zum Hausarzt und fragte, was mit meinem Körper los sei. Daraufhin wurde ein großes Blutbild gemacht, mit dem Ergebnis, es sei alles in Ordnung. Zwei verschiedene Ärzte haben daraufhin noch einen Ultraschall von meinem Oberbauch gemacht und konnten auch nichts Auffälliges feststellen. Meine Schmerzen bestanden jedoch weiterhin und ich wusste absolut nicht mehr, was ich machen sollte. Mein Hausarzt fragte mich, ob ich psychische Probleme oder Stress auf der Arbeit habe. Ganz ehrlich? Wenn man Geld verdient, liegt man nicht jeden Tag am Strand in der Sonne und die Geldscheine fliegen einem vom Himmel zu. Jeder muss einer Tätigkeit nachgehen und stellt sich gewissen Herausforderungen. Mein Stress bewegte sich meiner Meinung nach in einem völlig normalen Rahmen. Es gab weder Probleme auf der Arbeit, noch sonst in meinem persönlichen Umfeld.

Meine Magenschmerzen wurden nicht besser und ich wurde letztlich zu einem Gastroenterologen geschickt, der eine Magenspiegelung durchführte. Befund: alles in Ordnung.

Ich war ratlos, hilflos, und fühlte mich wie ein Depp. Ich begann, ernsthaft darüber nachzudenken, ob meine Probleme psychischer Herkunft sind oder, oder, oder... Kurz bevor ich den Verstand zu verlieren schien, vertraute ich mich meiner besten Freundin an, die in einer Apotheke arbeitet. Sie riet mir, mal in den Beipackzettel der Pille zu schauen. Ich war erschrocken. Es war alles aufgeführt: Übelkeit, Magenschmerzen und Kopfschmerzen. Ja sogar Lebertumore und veränderte Blutwerte wurden aufgezählt. Zwar scheint das eher selten vorzukommen, doch irgendwie ist es möglich.

Ich wollte noch nicht so wirklich wahrhaben, dass meine Probleme hormonell bedingt waren und nahm weiterhin fleißig die Pille. Ich wurde zum MRT geschickt, um ein Abbild meines Oberbauchs machen zu lassen. Auch das habe ich über mich ergehen lassen. Mittlerweile hoffte ich fast, dass auf den Bildern irgendwas zu sehen sein würde; die Schmerzen waren nicht mehr auszuhalten, permanent da, und machten mich zu einem lebenden Zombie. Doch auch diese Untersuchung blieb ohne auffälligen Befund. Wieder rannte ich zum Hausarzt. Es war damals kurz vor Weihnachten und er war ebenso ratlos wie ich. Vermutlich hofften wir zu dieser Zeit beide auf ein kleines Weihnachtswunder. Er verschrieb mir erneut Protonenpumpenhemmer, allerdings in einer höheren Dosis. Ich sollte sie über den Jahreswechsel hinweg nehmen und mich dann wieder melden.

Allmählich hatte ich die Geduld und auch das Vertrauen in sämtliche Ärzte dieser Welt verloren und beschloss, meine eigene Therapie durchzuführen. Die Protonenpumpenhemmer habe ich etwa eine Woche lang genommen. Ich merkte weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung. Kurzerhand setzte ich die Pille ab. Ich hegte zu diesem Zeitpunkt so einen enormen Hass auf die Pille, dass ich den Blister der aktuellen Pillenpackung nicht einmal mehr zu Ende nahm.

Es dauerte einige Zeit, bis ich eine Veränderung an mir feststellte. Die ersten Tage hatte ich nach wie vor Schmerzen, doch mit jedem Tage wurde es etwas weniger. Ich begann zu realisieren, wie die Pille meinen Körper verändert hatte. Ich fühlte mich freier, wieder wie ein Mensch und hatte einen klaren Kopf. Erst jetzt realisierte ich, dass ich unter der Pille wie ferngesteuert war. Gefühle konnte ich zwar empfinden, doch sie erschienen teilweise so fern und irreal – was man selbst in diesem Moment gar nicht wahrnimmt. Es ist wohl ein schleichender Prozess, in dem sich die Psyche nach und nach unbemerkt verändert. Nach etwa ein bis zwei Wochen waren meine Magenschmerzen vollkommen verschwunden und ich fühlte mich wie neu geboren.

Überwältigt von diesem Gefühl vertraute ich mich meiner besten Freundin an. Ich berichtete von einem völlig neuen Körpergefühl ohne die Einnahme der Antibabypille. Wir führten ausführliche Gespräche und sie offenbarte, dass auch sie sich mit der Einnahme der Pille nicht wirklich wohl fühlte. Als ich dieses Gefühl beschrieb, das ich bei mir neu entdeckte, dass ich bewusst meinen Körper spüren kann und wieder ein Leben lebe, das nicht durch Hormone ferngesteuert wird, realisierte sie erst, wie schlecht sie sich durch die Pille fühlte und dass sich Ihre Körperwahrnehmung ebenso verändert hat wie ihre psychische Verfassung. Sie beschloss, ebenfalls die Pille abzusetzen. Auch ihr ging es nach kurzer Zeit spürbar besser.

Doch standen wir nun beide vor der Frage, welches Verhütungsmittel man am besten bei zukünftigen Partnern verwenden sollte, ohne wieder zu Hormonen greifen zu müssen. Wir recherchierten beide im Internet. Kondome schienen zunächst die einzige Lösung zu sein. Wir forschten auf eigene Faust zum ersten Mal danach, wie der normale Zyklus einer Frau überhaupt funktioniert und inwiefern die Pille in diesen Zyklus eingreift. So sind wir eines Tages auf die symptothermale Methode gestoßen. Laut etlicher Erfahrungsberichte von vielen Frauen war sie eine sichere Alternative zur hormonellen Verhütung.

Ich war anfangs sehr skeptisch, ob man mit der Hilfe eines Thermometers und dem Beobachten körperlicher Signale seinen Zyklus auswerten kann. Wir kauften uns zusammen das Buch Natürlich und sicher und haben ziemlich zeitgleich mit der symptothermalen Methode angefangen. Ich wagte die ersten Versuche, meine Körpertemperatur vor dem Aufstehen zu messen. Es war ungefähr zwölf Tage nach Absetzen der Pille, als ich mit der Methode begonnen habe. Ich bastelte mir mein eigenes kleines NFP-Buch, in dem ich ein selbstgemaltes Zyklusblatt auf jede DIN A5-Seite eines kleinen Heftchens malte.

Die ersten Wochen vergingen, ohne dass ich eine einheitliche Linie in meiner Temperaturkurve verzeichnen konnte. Die Schleimauswertung sah für mich nahezu jeden Tag gleich aus und ich fragte mich, was nur los sei mit meinem Körper. Zyklustag 72 war für mich die Erlösung: Meine Monatsblutung setzte ein. Von da an fühlte ich mich endlich wieder wie eine Frau und nicht mehr wie ein kleines Kind, das jeden Tag darauf wartet, endlich seine erste Blutung zu haben. Danach wurden meine Messungen viel aussagekräftiger und bildeten eine schöne, einheitliche Linie. Bald konnte ich eine erste höhere Messung beobachten. Ich war überwältigt. Einige Tage später wagte ich den ersten Geschlechtsverkehr ohne Kondom. Mein damaliger Partner vertraute mir zu hundert Prozent und der Akt war einfach überragend. Ich fühlte mich vollkommen frei und gelöst von allem. Dieses Empfinden kannte ich bis dahin nicht. Es ist ein unbezahlbares Gefühl, ohne Kondom und Hormone mit dem Partner zu verschmelzen. Absolut natürlich.

So vergingen die nächsten Zyklen und ich war überglücklich, dass mein Körper wieder das tat, was er sollte. Ich bereue es im Nachhinein, dass ich über ein Jahr lang den Eisprung in meinem Körper mittels Hormonen unterdrückt habe. Die Eierstöcke waren vollkommen lahmgelegt und haben ihre Tätigkeit eingestellt. Kein Arzt der Welt kann mir weismachen, dass ein hormoneller Eingriff in unser komplexes Körpersystem ohne Folgen bleibt. Hormone steuern viele Prozesse in unserem Körper, sie steuern sowohl psychische als auch andere körperliche Funktionen, die teilweiße noch nicht hinreichend erforscht sind. Eine hormonelle Veränderung birgt somit auch enorme Risiken. Kein Frauenarzt scheint heutzutage ausreichend über die Risiken der Hormoneinnahme aufzuklären – warum auch? Schmeckt die eine Pille nicht mehr, wird eben eine andere verschrieben. Der Arzt bekommt dafür sein Geld und der Patient gibt hoffentlich Ruhe.

Seit über einem Jahr befasse ich mich nun ausführlich mit NFP und vor allem mit meinem Körper. Ich habe gelernt, auf die Signale meines Körpers zu achten und unterdrücke die normalen Körperfunktionen nicht mehr. In unserem System wird die Geburtenkontrolle durch Medikamente als heilige Kuh angepriesen. Auch in den Medien werden diese Werte vermittelt. Wer kann sich nicht an den ein oder anderen Film erinnern, in dem die Frau schwanger wurde, weil sie nur ein einziges Mal die Pille vergessen hat oder weil sie mal kein Kondom verwendet haben? Dieses Denken wird uns bereits in jungen Jahren von allen Seiten eingeflößt und es ist schwer, sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Vor einigen Jahren war auch ich davon überzeugt, dass man Kondome nur anfangs verwendet, wenn man in einer neuen Partnerschaft ist und danach selbstverständlich zur hormonellen Verhütung wechselt.

Ich wusste nicht, wie mein Zyklus funktioniert, geschweige denn, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, ohne Hormone zu verhüten. Erst dieser lange Leidensweg hat mir auf eine besondere Art und Weise die Augen geöffnet. Ich kann die symptothermale Methode nur jedem ans Herz legen, der sich mit der Pille nicht wohl fühlt. Traut euch! Nehmt euch Zeit und überstürzt nichts. Ihr habt alle Zeit der Welt. Es wird vielleicht eine Weile dauern, bis alle Körperfunktionen wieder normal ablaufen und ihr euren ersten Eisprung feststellen könnt, aber ab diesem Moment werdet ihr feststellen, wie toll diese Art der Verhütung ist.

Lasst euer Leben nicht von hormonellen Verhütungsmitteln bestimmen.