#MyPillStory Logo

Ja, warum eigentlich?

Meine Pillengeschichte begann, als ich vierzehn Jahre alt war. Bei einem meiner ersten Frauenarztbesuche habe ich meine Frauenärztin nach der Pille gefragt, da ich zu der Zeit einen Freund hatte und mich in diversen Jugendzeitschriften schon über das Thema informiert hatte. Mit Kondomen kannte ich mich schon gut aus und damals hoffte ich, dass ich auf die viel bequemere Pille umsteigen könnte. Es dauerte nicht lange, da hielt ich schon das Rezept für die Valette in der Hand. Laut meiner Frauenärztin sollte die mir sogar bei meinen Hautunreinheiten helfen. Natürlich überzeugte mich dieser Punkt sehr, da ich vereinzelt Mitesser im Gesicht hatte – und wer würde sich ohne diese lästigen Unebenheiten nicht schöner fühlen?

In den ersten Monaten versuchte ich, meine Pille täglich gewissenhaft einzunehmen und sie nicht zu vergessen. Stattdessen trat aber das Gegenteil ein. Ich vergaß sie oft, manchmal zwei bis dreimal pro Blister und musste daher oft in die Packungsbeilage schauen und nachlesen, ob ich durch die fehlende Einnahme in der jeweiligen Woche gefährdet wäre. Und so musste ich doch hin und wieder auf Kondome zurückgreifen. Das war ärgerlich. Hin und wieder fielen meiner Frauenärztin bei Routineuntersuchungen und Untersuchungen wegen meiner Menstruationsbeschwerden kleine Zysten auf, die aber meist schnell wieder verschwanden. Zu der Zeit nahm auch die Häufigkeit meiner Kopfschmerzen zu. Ich hatte schon vorher immer mal wieder Kopfschmerzen, aber nie so häufig.

Als ich mit achtzehn dann mein Rezept in der Apotheke abgeben wollte, stand meine erste Zuzahlung an. Ich war überrascht. Vorher musste ich doch nie für die Pille zahlen? Da ich schon einen eigenen Haushalt führte, aber noch zur Schule ging, hatte ich nicht viel Geld zur Verfügung. Ich verzichtete auf die Pille und setzte sie einfach ab. Man konnte ja immer noch Kondome verwenden, für meinen Exfreund war das kein Problem, dann verhüteten wir halt auf eine unbequemere Art und Weise. Nach einem Jahr hatte ich dann wieder mehr Geld zur Verfügung und ich traf meine beste Freundin bei meinem Frauenarzt im Wartezimmer, als ich einen Termin zur Routineuntersuchung hatte:

»Was machst du denn hier?«
»Ich hole mir mein Pillenrezept ab.«
»Du nimmst die Pille? Ist dir das nicht zu teuer?«
»Nein, ich hab eine richtig günstige. Hier, schau mal...«

Sie zeigte mir einen Link zu der Pille und siehe da, sie kostete viel weniger als meine alte Pille. Nur weil da nicht der Markenname Valette draufstand. Trotzdem war der Wirkstoff derselbe. Kaum war ich mit meiner Untersuchung durch, schon fragte ich meine Ärztin nach der günstigen Pille und ob sie mir die nicht auch verschreiben könnte. Es war kein Problem, sie stellte mir das Rezept aus. Ich fragte sie noch aus Interesse, warum sie mir die günstigere nicht schon früher verschrieben hatte. »Du hast ja nicht danach gefragt«, antwortete sie mir und ich verließ irritiert die Praxis. Man hatte mich noch nie darüber aufgeklärt, dass es viele verschiedene Pillen gab. Und dass viele denselben Wirkstoff haben, aber manche günstiger waren als andere. Und natürlich hatte man mir eine der teuersten Pillen angedreht!

Der Ärger war dann aber schnell vergessen, als ich die neue Pille in den Händen hielt. Endlich wieder unbesorgt und bequem verhüten! Nur, dass sich der Punkt bequem schnell in Luft auflöste. Die Kopfschmerzen häuften sich, die Menstruationsschmerzen wurden heftiger. Während meiner Regel blieb ich oft zuhause im Bett, musste Schmerzmittel nehmen. Ohne die Painkiller ließ es sich fast nicht aushalten. Meine Frauenärztin empfahl sie mir den Langzeitzyklus. Ich sollte die Pille durchnehmen und statt einer schmerzhaften Blutung würde sich eine leichte Schmierblutung durchsetzen. Drei bis sechs Blister sollte ich am Stück nehmen, dann eine Woche Pause, dann wieder drei bis sechs Blister, und so weiter. Die Regelschmerzen nahmen etwas ab. Aber trotzdem waren sie noch deutlich spürbar. Die Kopfschmerzen waren nach wie vor oft da. Wenn nicht sogar noch viel häufiger...

Irgendwann stolperte ich dann auf Youtube über ein Video von einer Youtuberin, die viel über vegane Kosmetik berichtet. Sie erzählte von ihrer Pillenerfahrung und dass sie ihre Pille abgesetzt hatte und sich nun besser fühlte. Und da trat der Aha-Effekt bei mir ein. Meine Kopfschmerzen, die Unterleibsschmerzen... War der Grund die Pille? Sofort machte ich einen Termin mit meinem neuen Frauenarzt aus, zu dem ich mehr Vertrauen hatte. Er hörte sich geduldig meine Probleme an und riet mir wegen meiner Menstruationsbeschwerden zu einer Micropille. Sie enthielt einen niedriger dosierten Wirkstoff, war besser verträglich und ich sollte davon weniger Kopfschmerzen kriegen. Kaum hatte ich das Rezept, schon nahm ich die neue Pille akribisch ein und bemerkte, dass meine Kopfschmerzen abnahmen. Trotzdem traten sie nach wie vor auf. Auch der Langzeitzyklus war kein Thema mehr, ich konnte diese Pille endlich wieder in einem normalen Zyklus einnehmen. Ich hatte nicht länger das Gefühl, mich mit Hormonen vollzustopfen.

So verging ein halbes Jahr und mit der neuen Pille kam auch ein neuer Freund. Da dieser nicht allein auf die Pille vertrauen wollte, mussten wir ohnehin mit Kondom verhüten. Bereits nach kurzer Zeit stand dann die alles verändernde Frage im Raum: »Warum nimmst du eigentlich noch die Pille?« Ja, warum eigentlich? Wir verhüteten ja ohnehin mit der alternativen Methode. Im Internet stolperte ich auch immer häufiger über schlechte Pillenerfahrungen von Kopfschmerzen bis Thrombosen. Viele junge Frauen setzten die Pille ab, weil sie darunter litten oder weil sie ihren Körper nicht unnötig belasten wollten. Ich hatte keinen Grund mehr, die Pille zu nehmen. Und über Hautunreinheiten kann man da hinwegsehen. Die muss man ja nicht mit Hormonen behandeln.

Es dauerte nicht lange, da stand ich wieder bei meinem Frauenarzt auf der Matte. »Ich will die Pille absetzen!« Nach einem eingehenden Beratungsgespräch war der Termin fürs Absetzen festgelegt. Ich wurde noch einmal über alternative Verhütungsmethoden beraten und auch die symptothermale Methode wurde angesprochen. Ich war so glücklich, endlich hormonfrei verhüten zu können.

Nachdem die Pille nun abgesetzt war, bemerkte ich, dass meine Beschwerden immer mehr abnahmen. Kopfschmerzen traten nur noch stressbedingt oder bei Flüssigkeitsmangel auf, meine Unterleibsschmerzen hielten sich in Grenzen und waren meist nur an dem Tag der stärksten Blutung bemerkbar. Aber mein Gesicht glich jetzt einem Schlachtfeld. Dieses Problem legte sich zum Glück auch nach einigen Monaten. Und das Beste: Meine Libido nahm zu und die depressiven Verstimmungen, mit denen ich häufig zu kämpfen hatte, nahmen ab. Ich war begeistert und voller Tatendrang. Während dieser Zeit unterhielt ich mich oft mit einer Freundin über myNFP und Menstruationstassen. Ich wurde immer neugieriger. Die Vorstellung, meinen eigenen Körper besser kennenzulernen, fruchtbare Tage ablesen und so verhüten zu können, war fantastisch! Zwar war mein Körper durch die Hormone noch sehr instabil, was die Temperatur und die Blutung anging, aber es zeichnete sich ein Trend ab. Es ging bergauf!

Mittlerweile beobachte ich jetzt schon im zweiten Monat meine Temperatur und bin seit einem Monat bei myNFP. Vieles hat sich verändert, seit ich vor elf Jahren zum ersten Mal ein Pillenrezept in der Hand hielt und ich bin einfach nur froh, dass ich sie endlich nicht mehr einnehme und dass so viele Freundinnen mittlerweile auch der Pille den Rücken kehren. Die bequeme Art, mit der Pille zu verhüten, fehlt mir zwar noch ab und an, wenn man beim Geschlechtsverkehr nicht einfach loslegen kann und an ein Kondom oder eine Temperaturkurve gebunden ist, aber mittlerweile sehe ich es eher als ein Ritual. Das Kondom ist ein fester Teil des Vorspiels geworden. Hätte ich damals von den Risiken und Nebenwirkungen der Pille gewusst, hätte ich sie niemals eingenommen!!!