So setzen Sie die Pille ab und das erwartet Sie danach
Die Pille absetzen geht ganz einfach: Sie hören einfach auf, sie weiter zu nehmen. Sie brauchen niemanden um Erlaubnis bitten. In Einzelfällen kann es sinnvoll sein, das mit einem Frauenarzt Ihres Vertrauens(!) zu besprechen, sofern es dafür gute Gründe gibt. Holen Sie sich eine zweite oder gar dritte Meinung, wenn Ihnen empfohlen wird, unbedingt bei der Pille zu bleiben.
Das Einfachste ist, wenn Sie die letzte Pille nehmen, wie immer in die 1-wöchige Pillenpause gehen und dann keine neue Packung mehr anfangen.
Wenn Sie es etwas eiliger haben, ist es oft auch kein Problem, die Pille bereits nach 14 Tagen abzusetzen. Schauen Sie dazu in die Packungsbeilage und richten Sie sich nach den Regeln unter Pille vergessen in Woche 3. Dort wird Ihnen die Option gegeben, früher in die Pillenpause zu gehen. Alles nach 14 Tagen Einnahmezeit ist aus Sicht der Verhütungssicherheit okay. Dann ist es egal, ob Sie die Pille 21, 28 oder 70 Tage am Stück nehmen. Bitte schauen Sie trotzdem in die Packungsbeilage, ob das bei Ihrer Pille zutrifft. Manche Pillen haben einen etwas anderen Einnahme-Rhythmus.
Beim Verhütungsring ist es ganz ähnlich: Sie setzen einfach keinen neuen Ring mehr ein.
Bei akuten Nebenwirkungen kann das hormonelle Verhütungsmittel auch früher abgesetzt werden, aber nur, wenn der letzte ungeschützte Sex mehr als 7 Tage zurückliegt. Sie erinnern sich: Spermien überleben nur 5 Tage. Rechnet man noch 2 Puffertage hinzu, kommt man auf diese 7 Tage.
Wenn Sie die Pille im aktuellen Zyklus weniger als 14 Tagen eingenommen haben, könnte noch ein Eisprung ausgelöst werden. Wenn es ganz blöd läuft, setzen Sie die Pille ab, haben einen Eisprung, vom letzten Sex vorhandene Spermien sind noch befruchtungsfähig und eine ungewollte Schwangerschaft wäre die Folge.
Wenn Sie die Pille mittendrin absetzen, kann es zu Zwischenblutungen kommen. Weitere Probleme sind normalerweise nicht zu erwarten.
Der erste natürliche Zyklus
Fast alle Nebenwirkungen verschwinden nach wenigen Tagen oder Wochen. Manchmal äußern sich leider neue Nebenwirkungen wie unreine Haut oder Haarausfall.
Frau Dr. Wallwiener sagt dazu:
Schwieriges Thema. Im Zweifelsfall sollten Sie einen Dermatologen aufsuchen. Allerdings kann es häufig auch einige Zeit dauern, bis sich das hormonelle Gleichgewicht nach dem Absetzen der Pille wieder eingependelt hat. Und wenn von Natur aus mehr männliche Hormone vorhanden sind, die für Haarausfall und Hautunreinheiten verantwortlich sein können, ist das leider ein Fakt, der sich auch mit alternativer Medizin nur schwierig in den Griff bekommen lässt. Eine richtig zufriedenstellende Antwort kann ich zu diesem Thema wohl nicht geben.
Manche Frauen haben Erfolg mit einer Umstellung der Ernährung, andere durch Sport (da auch durch Sport Hormone ausgeschüttet werden).
Direkt nach Absetzen der Pille kommt wie gewohnt eine Abbruchblutung und Ihr Körper ist erstmal in der Pillenpause, wie Sie sie sonst auch immer einlegen. Ab dann beginnt Ihr natürlicher Zyklus. Bei etwa der Hälfte aller Frauen geht es sofort relativ normal weiter. Östrogen wird aufgebaut und als Folge der Eisprung ausgelöst. Wann dieser genau stattfindet, kann man pauschal nicht sagen und auch nicht berechnen. 10-16 Tage nach dem Eisprung kommt dann Ihre erste richtige Periode.
In etwa 10% der Zyklen nach Absetzen hormoneller Verhütungsmittel bleibt der Eisprung aus. Das ist nicht weiter schlimm, denn im nächsten Zyklus versucht der Körper es erneut. Manchmal läuft der erste Zyklus ganz wunderbar ab und erst der zweite oder dritte Zyklus nach Absetzen der Hormone ist länger als üblich. Auch das ist nicht weiter schlimm.
Falls Sie mit Zyklusstörungen zu kämpfen haben, also besonders kurzen Zyklen, verlängerten Zyklen oder wenn Ihre Periode gar über Monate ausbleibt, geben Sie Ihrem Körper Zeit. Manche Frauenärzte schieben Panik und verunsichern damit. Da wird dann unnötigerweise gleich das nächste Hormonpräparat verschrieben.
Geben Sie Ihrem Körper mindestens 3 Monate, besser sogar 6 oder gar 12 Monate Zeit, bevor Sie unterstützend eingreifen.
Verzichten Sie auch auf pflanzliche Mittel wie Mönchspfeffer, da diese hormonell wirken.
Sollten Sie nach 6 Monaten nervös werden, können Sie einen Hormonstatus machen lassen. Aber lassen Sie sich nicht einreden, dass das alles nichts mehr wird. Bei 90% aller Frauen ist nach 12 Monaten alles wieder im Lot.
Vorsicht auch vor der Diagnose PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom).
Nachgefragt: PCO-Syndrom
Wie diagnostiziert man das PCO-Syndrom und wie kann man dieses nach Absetzen der Pille zuverlässig ermitteln, wenn der Zyklus durch eine Post-Pill-Amenorrhoe gestört und noch für einige Monate unregelmäßig ist?
Dr. Wallwiener: Erst einmal gehört zur Anamnese die Frage nach der aktuellen Verhütungsmethode – und damit die Kenntnis, dass gerade erst die Pille abgesetzt wurde. Dann die Frage: Warum die Hektik? Falls ein akuter Kinderwunsch besteht, ist sie zwar verständlich; aber ansonsten passiert erst einmal nichts Gravierendes. Die Patientin kann für die nächsten Monate einen Zykluskalender führen und sich dann nach 3-6 Monaten wieder in der Praxis vorstellen. Nach dieser Zeit bewegt man sich dann auch deutlich aus der post-pill Amenorrhoe heraus und – falls die Blutungsauffälligkeiten dann immer noch vorliegen – eventuell in Richtung einer PCOS-Diagnose.
PCOS ist nach den Rotterdam-Kriterien von 2003 folgendermaßen definiert:
Zwei der folgenden drei Aussagen müssen zutreffen:
- PCO-typische Ovarien, d.h. polyzystische Ovarien, die in der transvaginalen Sonographie erkennbar sind
- Zyklusstörungen: Oligomenorrhoe (zu lange Abstände zwischen den Periodenblutungen) oder Amenorrhoe (gar keine Periodenblutung)
- Hyperandrogenisierung (also zu viele männliche Hormone): diese können über eine Blutentnahme nachgewiesen werden und/oder durch eindeutige klinische Auffälligkeiten zutage treten, zum Beispiel in Form von Hirsutismus (vermehrte Behaarung), sehr unreine Haut oder auch Haarausfall.
Das bedeutet, ich kann definitionsgemäß die Diagnose PCOS auch ohne Sonographie oder Blutentnahme stellen. Eine in der klinischen Untersuchung stark behaarte Frau (zur Diagnose Hirsutismus gibt es klare Kriterien), die über eine unregelmäßige Blutung alle 2-3 Monate berichtet hat ein PCOS. Trotzdem gehört eine vernünftige körperliche Untersuchung und damit auch die Sonographie und ein basaler Hormonstatus zur Basisdiagnostik in der Gynäkologie. Zudem müssen beim Verdacht auf ein PCOS auch andere Ursachen der Hyperandrogenisierung wie beispielsweise Erkrankungen der Nebenniere ausgeschlossen werden.
Welche Verhütung nach der Pille?
Die alles entscheidende Frage: Wie soll man nach Absetzen der Pille sicher verhüten? Sie haben jetzt schon einiges über die symptothermale Methode gehört. Dennoch ist es nicht die perfekte Lösung für jede Frau. Aber ob es was für Sie ist, sollten Sie selbst entscheiden und zwar durch Ausprobieren.
Verhütungsmittel kann man in zwei Kategorien aufteilen:
- Hormonell (Pille, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Dreimonatsspritze, Stäbchen, Hormonspirale)
- Nicht-hormonell (Kupferspirale, Kupferkette, Gynefix, Kondome, Diaphragma, symptothermale Methode)
Hormonelle Verhütungsmittel funktionieren vom Prinzip her alle nahezu gleich. Die hormonelle Zusammensetzung unterscheidet sich etwas, aber das primäre Prinzip ist die Unterdrückung des Eisprungs und/oder die Veränderung des Zervixschleims. Da der Eisprung im Gehirn ausgelöst wird, müssen die künstlichen Hormone auch im Gehirn andocken – und verteilen sich so im gesamten Körper.
Es gibt kein hormonelles Verhütungsmittel, das als primären Wirkmechanismus den Eisprung zuverlässig unterdrückt und gleichzeitig ausschließlich lokal wirkt.
Überhaupt ist die Vorstellung eines rein lokal wirkenden hormonellen Verhütungsmittel absurd, weil Organe und Gewebe Rezeptoren für Östrogen und Progesteron haben und somit auch lokale Mittel zumindest in einem gewissen Radius im Körper wirken.
Genauso unsinnig ist es davon auszugehen, dass natürliche Hormone in irgendeiner Weise besser wären. Um es mal überspitzt zu formulieren: Sie nehmen doch auch nicht jeden Tag Testosteron, nur weil es auch in geringen Mengen von ihrem Körper produziert wird und damit ganz natürlich ist.
Wenn Sie es satt haben, dass Ihr Arzt die Frage nach dem Verhütungsmittel mit Achselzucken beantwortet und immer neue Pillen nach dem Rateprinzip verschreibt, nur um herauszufinden, welche Hormonkombination möglicherweise am besten für Sie geeignet ist, dann bleiben nur nicht-hormonelle Verhütungsmittel.
Kupferspirale, Kupferkette und Gynefix sind durchaus sicher. Nachteile: Man kann sie nicht selbst einsetzen und bei Problemen auch nicht selbst entfernen. Des Weiteren muss man sich darüber im Klaren sein, dass das Wirkungsprinzip der Kupferprodukte die Nidationshemmung ist: Es wird verhindert, dass sich eine möglicherweise befruchtete Eizelle (die Befruchtung findet im Eileiter statt) in die Gebärmutter einnistet.
Für manche Menschen ist das ethisch nicht vertretbar, weil sie den Zeitpunkt der Befruchtung als Beginn eines neuen Lebens betrachten und nicht erst die Einnistung, den ersten Herzschlag oder sonstige Definitionen. Die Entscheidung für oder gegen die Kupferspirale können daher nur Sie selbst treffen.
Falls die Kupferkette nicht für Sie in Frage kommt, beiben noch Kondom und Diaphragma als einfache, schnell anzuwendende Verhütungsmittel.
Die symptothermale Methode wiederum ist ebenfalls hormonfrei, hochsicher und mit etwas Übung sehr leicht in der Anwendung. Sie hat allerdings den Nachteil, dass sie Sex ohne zusätzliche Verhütungsmittel nur in der sicher ermittelten unfruchtbaren Zeit ermöglicht. Es ist keine Methode, die Sex zu einem beliebigen Zeitpunkt erlaubt. Die meisten NFP-Anwenderinnen wollen aber in der fruchtbaren Zeit nicht enthaltsam bleiben und verwenden daher an diesen Tagen Kondome und/oder das Diaphragma.
Kondome in der fruchtbaren Zeit – ist das nicht unsicher?
Kondome sind sicherer als ihr Ruf. Die Sicherheit von Kondomen hängt vom Anwender ab, denn Produktionsfehler sind so selten, dass sie statistisch gesehen für die Verhütungssicherheit nicht relevant sind.
Je nach Studie liegt der Pearl-Index (PI) von Kondomen zwischen 0,6 und 10. Die Anwendungssicherheit kann erheblich gesteigert werden, wenn man ein paar einfache Hinweise beachtet:
- Die richtige Größe. Entscheidend ist vor allem die Breite des Kondoms, nicht die Länge. Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie unter mynfp.de/kondome.
- Korrekte Lagerung. Nicht im Geldbeutel oder in der Handtasche herumfliegen lassen; die Packung nicht mit spitzen Gegenständen öffnen.
- Bei Trockenheit mit Gleitgel nachhelfen.
Kondome erzielen in manchen Studien einen schlechten Anwendungs-PI, weil sie ohne jegliches Hintergrundwissen verwendet werden. NFP-Anwenderinnen gehen mit Kondomen jedoch gewissenhafter um und erzielen daher eine hohe Sicherheit (der Anwendungs-PI der symptothermalen Methode liegt bei 1,8 – egal ob das Paar enthaltsam in der fruchtbaren Zeit ist oder auf Kondome zurückgreift).
Wenn Sie normalerweise mit Kondomen verhüten, könnte man die symptothermale Methode auch als Weg sehen, um an etwa 50% der Zyklustage auf Kondome oder das Diaphragma verzichten zu können.
Pille absetzen & schwanger werden
Leider kann man nicht vorhersagen, ob der Zyklus nach Absetzen der Pille gleich wieder regelmäßig einsetzt oder mit einigem Geholper und Gestolper über mehrere Monate in Gang kommt. Deshalb sollten Sie die Pille bei einer geplanten Schwangerschaft frühzeitig absetzen. Am besten 6 Monate vor dem Zeitpunkt, zu dem Sie schwanger werden wollen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Verhüten Sie während dieser Zeit mit hormonfreien Methoden.
Frauen, die ihren Zyklus gezielt beobachten, werden schneller schwanger. Auch das Alter spielt eine Rolle: Bei einer 35-Jährigen dauert es im Durchschnitt doppelt so lang wie bei einer Frau Anfang 20.
Bei einem Kinderwunsch sind insbesondere die Tage mit besonders fruchtbarem Zervixschleim wichtig, da diese ein Hinweis auf den bevorstehenden Eisprung sind und die Spermien länger überleben lassen.
Was Sie unbedingt wissen sollten, ist, dass es eher unnormal ist, wenn es auf Anhieb klappt. Selbst bei perfektem Timing liegt die Chance auf eine Befruchtung nur bei rund 20-40%, je nach Alter und weiteren Umständen, die mehr oder weniger in Ihrer Kontrolle liegen.
Nach sechs Monaten werden 60% aller Frauen schwanger, die es einfach so drauf ankommen lassen, aber 81% jener, die den Zyklus beobachten und ihre fruchtbaren Tage kennen. Nach einem Jahr sind es mit Hilfe der Zyklusbeobachtung 92%.
Auch eine stichprobenartige Beobachtung ist besser als gar keine.